Bedienpanels so individuell wie ein Fingerabdruck

Bedieneinheiten sind inzwischen die Visitenkarte einer Maschine und müssen hohe Ansprüche erfüllen. Der Gehäuse-Spezialist ROSE Systemtechnik hat diesen Trend frühzeitig erkannt und sich innerhalb weniger Jahre zum Hersteller kundenspezifischer HMI-Komplettlösungen entwickelt.

  • ROSE fertigt seine Panel-PC und Industrie-PC in zahlreichen unterschiedlichen Ausführungen und passt sie optimal an die Kundenapplikation an. © ROSE Systemtechnik GmbH
    ROSE fertigt seine Panel-PC und Industrie-PC in zahlreichen unterschiedlichen Ausführungen und passt sie optimal an die Kundenapplikation an. © ROSE Systemtechnik GmbH
  • Die Panel-PC der S-Line wurden mit dem reddot Design Award und dem if Design Award ausgezeichnet. © ROSE Systemtechnik GmbH
    Die Panel-PC der S-Line wurden mit dem reddot Design Award und dem if Design Award ausgezeichnet. © ROSE Systemtechnik GmbH
  • Die ePaper-Technologie ermöglicht die flexible Beschriftung der Funktionstasten Bild: ROSE Systemtechnik GmbH
    Die ePaper-Technologie ermöglicht die flexible Beschriftung der Funktionstasten Bild: ROSE Systemtechnik GmbH

Früher mussten Maschinen vor allem leistungsstark und effizient sein. Das sind auch heute noch wichtige Kriterien, aber längst nicht mehr die einzigen. Die wachsende internationale Konkurrenz hat bei den Herstellern zu einem Umdenken geführt: Sie suchen nach weiteren Möglichkeiten, um ihre Produkte von denen des Wettbewerbs abheben zu können. Der Design-Aspekt spielt dabei eine immer größere Rolle, und das betrifft insbesondere die Bedienpanels: Die Anforderungen der Maschinenbauer an die Gestaltung der HMI-Einheiten sind stark gestiegen. Darüber hinaus möchte die Industrie die Anzahl ihrer Lieferanten deutlich reduzieren, um Kosten zu sparen. Im Idealfall liefert ein einziger Hersteller „alles aus einer Hand“ – also die Gehäuse der Panel-PCs ebenso wie die Elektronik, die Displays und die Mechanik zur Anbindung der Einheiten an die Maschine. 

Entwicklung vom Komponenten- zum Lösungsanbieter

Beim Gehäusehersteller ROSE Systemtechnik beschleunigte dieser Trend einen Prozess, der schon lange vorher begonnen hatte: Der Wandel vom reinen Komponentenhersteller zum Anbieter individueller HMI-Komplettlösungen. Die Basis für die Individualisierung der Produkte legte bereits Firmengründer Friedhelm Rose, der 1969 das weltweit erste Aluminiumgehäuse für Industrieanwendungen konstruierte. Schon in den 1970er Jahren bot Rose gegen Aufpreis die kundenspezifische Bearbeitung der Gehäuse an. Ab den 1990er Jahren nahm ROSE dann Sondergehäuse in sein Programm auf, die exakt nach Kundenwunsch entwickelt wurden. Seit langem bietet das Unternehmen zudem zahlreiche Bearbeitungsoptionen für seine Edelstahl-, Aluminium- und Polyestergehäuse an.

Kundenspezifische Panel-PCs als Diversifikationsmerkmal

Den gewachsenen Ansprüchen der Maschinenbauer konnten die Gehäuse-Spezialisten allerdings selbst mit ihren umfangreichen Services auf Dauer nicht gerecht werden. Schnell stand fest, dass im Bereich der Steuergehäuse tiefgreifende Veränderungen notwendig sein würden. Eine Möglichkeit bestand darin, Panel-PCs in das Produktprogramm aufzunehmen, denn sie bieten viele Einbau-, Konfigurations- und Designoptionen. „Wir mussten uns entscheiden, ob wir uns im HMI-Bereich neu aufstellen oder dieses Produktsegment aufgeben“, erinnert sich Nils Stello, Leiter der Business Unit HMI bei ROSE.

Der Gehäuse-Spezialist stellte eine interdisziplinäre „Innovation Cell“ zusammen, um die Chancen und Risiken einer Neuausrichtung des Produktportfolios zu evaluieren. Das sechsköpfige Team hatte ein Jahr lang Zeit für eine umfassende Marktanalyse.

Ideale Ergänzung des Produktprogramms

Am Ende dieses Prozesses stand die Überzeugung, dass Panel- und Industrie-PCs das Angebot von ROSE sinnvoll ergänzen würden. „Sie bilden mit unseren klassischen Gehäuse- und Tragarmsystemen eine Einheit, die sich optimal an die Anforderungen des Kunden anpassen lässt“, so Stello. Blieb noch die Frage: Make or buy? Sollte man eine eigene Fertigungslinie für Panel-PCs aufbauen oder externe Produktionskapazitäten zukaufen?

Große Fertigungstiefe ermöglicht hohen Individualisierungsgrad 

Nach erfolgreichen Verhandlungen übernahm ROSE im August 2019 die CRE Rösler Electronic GmbH und gliederte sie bis Juli 2020 vollständig in seine „Business Unit HMI“ ein. Durch die Akquisition hat der ehemals reine Gehäuse- und Komponenten-Hersteller innerhalb kurzer Zeit umfangreiches Know-how im Bereich Panel-PC hinzugewonnen. „Wir können unseren Kunden jetzt komplette HMI-Lösungen aus Steuergehäuse, Industrie-PC und Tragarmsystem aus eigener Fertigung anbieten“, beschreibt ROSE-Geschäftsführer Dr. Heinz Werner Rixen den Wettbewerbsvorteil seines Unternehmens.

Die vollständige Produktion aller Einzelkomponenten unter einem Dach hebt ROSE von seinen Mitbewerbern ab: „Einige von ihnen liefern zwar ebenfalls Komplettsysteme, fertigen aber nicht alle Komponenten selbst“, berichtet Nils Stello, der bei ROSE die Business Unit HMI leitet. „Da bei uns wirklich alles aus einer Hand kommt, können wir Panel-PCs und mechanische Komponenten exakt aufeinander abstimmen. So bekommt der Anwender immer eine passgenaue Lösung.“ Mit seinen HMI-Komplettsystemen grenzt sich ROSE zudem von asiatischen Bedienpanel-Herstellern ab, da diese weder die Industrietauglichkeit noch die Langzeitverfügbarkeit ihrer Produkte gewährleisten können.

Pressen-Hersteller suchte einheitliches Bedienkonzept

Kundenspezifische HMI-Bedieneinheiten von ROSE sind in vielen namhaften Unternehmen aus dem Maschinenbau und der Automobilindustrie zu finden. Zum Beispiel in den weltbekannten Pressensystemen der Schuler AG aus dem schwäbischen Göppingen: Der Hersteller engagierte ROSE, um das Design seiner mehr als 30 verschiedenen Anlagentypen zu vereinheitlichen. Sämtliche Pressen sollten bereits von weitem als Schuler-Maschinen erkennbar sein.  

Im Mittelpunkt des Re-Designs standen die Panel-PCs, da sie quasi „die Visitenkarte“ einer Anlage sind. ROSE konstruierte eine völlig neue HMI-Lösung, die ein einheitliches Bedienkonzept für alle Maschinen bietet und eine flexible Beschriftung der Funktionstasten ermöglicht. Schuler hatte sich für die Gehäuse-Spezialisten aus Westfalen entschieden, weil sie gemeinsam mit der Kundisch GmbH – einer Schwesterfirma in der Phoenix Mecano-Gruppe – eine variable Display-Beschriftung auf Basis der ePaper-Technologie entwickelt hatten. Darüber hinaus war ROSE als einziger Anbieter in der Lage, alle Anforderungen des Lastenheftes zu erfüllen.

Das Gestaltungskonzept überzeugte sofort 

Der Entwicklungsprozess für das neue Schuler-Bedienpult war von einem intensiven Austausch zwischen dem Gehäuse- und dem Pressenhersteller geprägt. Konzepte für das Leergehäuse und das Display wurden erstellt und immer weiter verfeinert, bis schließlich ein Prototyp gefertigt werden konnte. „Das Design hat uns sehr angesprochen“, berichtet Ralf Sohr, Ingenieur im Bereich Technology Electrical Engineering bei Schuler. „Wichtig war für uns aber auch die Bereitschaft von ROSE, das Panel genau nach unseren Vorstellungen zu bauen.“ Der Kunde bekam schließlich eine HMI-Lösung im unverwechselbaren Design, die zugleich ein hohes Maß an Bedienkomfort bietet.

Kundenspezifische HMI-Systeme steigern die Effizienz

Für ROSE birgt der Bereich „HMI-Komplettlösungen“ großes Wachstumspotenzial, denn viele Maschinen- und Anlagenbauer suchen nach Möglichkeiten, ihre Produkte im harten Wettbewerb unterscheidbar zu machen. Individualisierte Bedienpanels machen genau das möglich und können sogar zur Effizienzsteigerung in Fertigung und Vertrieb beitragen. ROSE hat deshalb als künftige Zielmärkte für seine HMI-Systeme vor allem wettbewerbsintensive Branchen wie die Lebensmittel- und Verpackungsindustrie, die Pharmaindustrie oder Logistikunternehmen in den Blick genommen.