Der Wille zur Veränderung ist vorhanden, die ersten Schritte sind gemacht. Wie aber können Firmen mit den Schwierigkeiten und Herausforderungen umgehen, die sich bei der Umgestaltung ergeben?
IEN D-A-CH: Wie können Hersteller bei den vielen IIoT-Produkten auf dem Markt den Überblick behalten? Wie können sie sicherstellen, dass sie die für ihren Bedarf richtigen Produkte identifizieren, ohne sich damit in technologische Sackgassen zu begeben?
Z. Gustafson: Man muss die so genannte digitale Transformation als Reise verstehen. Das ist nichts, was sich einfach über Nacht erledigen ließe. Von daher ist es absolut unerlässlich, aus den vielen IIoT-Lösungen auf dem Markt die Lösungen auszuwählen, die auch zukünftige Projekte und Potentiale nicht einschränken. Aus diesem Grund ist es wichtig, flexible Architekturen und offene Protokolle zu verwenden, die es ermöglichen, Informationen auf der Grundlage der sich ändernden Bedürfnisse schnell anzupassen oder umzuleiten.
IEN D-A-CH: Können Unternehmen klein anfangen und erst im Laufe der Zeit eine Ausweitung anstreben? Worauf müssen Lieferanten achten, um sicherzustellen, dass Unternehmen gut beraten sind und geeignete Systeme haben?
Z. Gustafson: Unser erster Ansatz bei Kundenimplementierungen besteht tatsächlich darin, klein anzufangen und dann im Laufe der Zeit hoch zu skalieren. Nachdem die passende Lösung entworfen und der erwartete ROI bestimmte wurde, ist der nächste Schritt dann normalerweise, mit einem Pilotprojekt an einer oder einigen wenigen Maschinen mit der Implementierung zu starten. So können wir an diesen Pilotanlagen die Veränderungen überwachen. Sobald der Kunde die ersten spürbaren Auswirkungen sieht, können wir die Implementierung ausweiten. Da die von uns entworfenen Lösungsarchitekturen flexibel sind und sich leicht an bestehenden Maschinen nachrüsten lassen, macht das die weitere Expansion einfacher.
IEN D-A-CH: Angesichts des Übergangs zu produktiven, automatisierten und integrierten Industrie 4.0-Systemen und Architekturen, welche Rolle spielt der Einsatz von IIoT in Bezug auf die digitale Transformation der Hersteller?
Z. Gustafson: Die Verwendung von IIoT ist wichtiger Bestandteil auf dem Weg zur digitalen Transformation. Mit den neuen Möglichkeiten und Erkenntnissen durch IIoT-Technologie können Unternehmen ihre Prozesse und Lösungen mehr und mehr ins Digitale verlagern. Indem bisher „unintelligente“ Produkte – wie beispielsweise Zylinder und Wartungsgeräte – in die Lage versetzt werden, Daten zu sammeln und an Aggregationshardware, wie Gateways und Softwaresysteme zu übertragen, können Hersteller Einblicke gewinnen, die sie bisher nicht nutzen konnten. Die Ansammlung und Interpretation dieser Daten wird zu größeren Produktivitätssteigerungen führen. Denn die Unternehmen können diese Daten zur Reduktion ungeplanter Ausfallzeiten, Senkung von Energiekosten und Verbesserungen der Zykluszeiten nutzen.
IEN D-A-CH: Wie können Hersteller die Komplexität dieser Systeme kontrollieren? Sollten sie dafür eine IIoT-Plattform verwenden? Wie würde dies zu einer Verbesserung der vorausschauenden Wartung und der Fehlerprognose sowie zur Verbesserung des Betriebs insgesamt beitragen?
Z. Gustafson: Manche Industrieunternehmen nutzen bereits Tools wie beispielsweise Manufacturing Execution Systems (MES) oder Cloud-Lösungen. Andere tun dies nicht oder nutzen Systeme, die keine der relevanten IIoT-Kommunikationsprotokolle wie OPC UA oder MQTT unterstützen. Es liegt aber in der Verantwortung von Anbietern wie Emerson, Lösungen für alle Hersteller gleichermaßen anzubieten. Unsere Lösungen können den Gegebenheiten der Kunden flexibel angepasst werden. So könnte beispielsweise die Bereitstellung eines vorkonfigurierten Algorithmus tiefgreifende Einblicke in den Teilezustand gewähren und dazu beitragen, die gesamte Lebensdauer eines Teils zu nutzen sowie ungeplante Maschinenausfälle zu vermeiden.
IEN D-A-CH: Wie kann sichergestellt werden, dass die gesammelten Daten dann auch in tatsächlich nutz- und umsetzbare Erkenntnisse umgewandelt werden?
Z. Gustafson: Teil unseres Beratungskonzepts ist es, uns mit unseren Kunden zusammenzusetzen, um die Anforderungen ihrer Anwendungen vollständig zu verstehen und diese Anforderungen dann in Visualisierungs-Dashboards und Benachrichtigungen zu übersetzen. Diese machen dann wiederum die verwertbaren Erkenntnisse zugänglich. Wir konzentrieren uns dabei auf Pneumatik- und Fluid-Control-Anwendungen und können unseren Kunden diesbezüglich Einblicke verschaffen, von denen sie vielleicht gar nicht wussten, dass sie überhaupt möglich sind. Bei Emerson haben wir die Expertise, unseren Kunden zu zeigen, was die Einblicke für ihren gesamten Herstellungsprozess in Bezug auf ungeplante Ausfälle, Energiekosten und Durchlaufzeiten tatsächlich bedeuten.
IEN D-A-CH: Detaillierte Berichtspflichten, Verwaltung von Beschaffung, Produktivität, Effizienz, Energieverbrauch, Lieferketten- und Abfallmanagement sind nur einige der stetig wachsenden Anforderungen an Hersteller. Wie kann eine effektive IIoT-Lösung Industrieunternehmen helfen, diese unterschiedlichen Kennzahlen zu überwachen und effektiv, intelligent und effizient zu steuern?
Z. Gustafson: Eine effektive IIoT-Lösung orientiert sich immer an einem bestimmten Ziel. Es gibt konkrete Kennzahlen, die dieses Ziel unterstützen. Diese sollten im Fokus stehen, um so die Umsetzung zu fördern und die Erkenntnisse zu bündeln. Da in vielen Produktionsumgebungen nicht immer auf diese Kennzahlen geachtet wird, ist es wichtig, Trigger- und Warnsysteme einzurichten. Sobald eine Referenzlinie für die Kennzahlen festgelegt wurde, werden über E-Mail oder andere Benachrichtigungssysteme die Wartungsabteilung oder andere Ressourcen benachrichtigt, wenn die Kennzahl einen bestimmten Punkt überschritten hat.
IEN D-A-CH: Wie können die Daten aus den Systemen zur Verbesserung der Betriebsabläufe, der Entscheidungsfindung auf höherer Ebene und der langfristigen Geschäftsstrategie genutzt werden?
Z. Gustafson: Im gesamten Produktionsprozess sind Unmengen an Daten verfügbar. Das Wichtigste bei der digitalen Transformation ist, die richtigen Daten auszuwählen, die das Handlungsvermögen und die Entscheidungsfindung vorantreiben. Wenn man sich beispielsweise dafür interessiert, die Energiekosten zu reduzieren, dann ist es wichtig zu wissen, wie viel Energie verbraucht wird und welche Optionen es gibt, um den Energiebedarf zu optimieren. Emerson arbeitet eng mit seinen Kunden zusammen, um einerseits eine Referenzbasis zu erstellen und andererseits aufzuzeigen, welche Erkenntnisse die Systeme liefern werden und welche Handlungsmöglichkeiten es für die Hersteller zur Lösung potenzieller Probleme gibt. Das hilft unseren Kunden, Probleme im Produktionsablauf proaktiv zu erkennen und im weiteren Verlauf größere Probleme zu vermeiden. Sobald sie mit den Informationen und historischen Mustern ausgestattet sind, können die Hersteller verschiedene Anwendungen und Anlagen mit anderen vergleichen, um Verbesserungen voranzutreiben und höhere Erträge im gesamten Unternehmen zu erzielen.
IEN D-A-CH: Welchen Ratschlag haben Sie für Hersteller oder Industrieunternehmen, die die Anwendung von IIoT vorantreiben wollen?
Z. Gustafson: Fangen Sie klein an, z.B. mit einer Anwendung an einer einzelnen Maschine. Es muss am Anfang nicht immer eine Cloud-Lösung sein. Wenn das funktioniert, entstehen automatisch neue Ideen und Sie können mit dem nächsten Schritt weiter machen.