IEN D-A-CH: Ende September wird die nächste EMO auf dem Messegelände in Hannover stattfinden. Die Veranstaltung erhebt den Anspruch die ganze Welt der Metallbearbeitung auszustellen, was erwartet den potentiellen Besucher konkret?
Dr. Schäfer: Die EMO Hannover zeigt die gesamte Bandbreite moderner Metallbearbeitungstechnik, von den neuesten Maschinen und effizienten technischen Lösungen über Produkt begleitende Dienstleistungen bis hin zur Nachhaltigkeit in der Produktion. Kostengünstige Standardmaschinen für preissensible Märkte sind ebenso zu sehen wie Maschinen für den Werkzeug- und Formenbau, die Zusatzprozesse aus der additiven Fertigung integrieren. Neue Kundenanforderungen nach besonderen haptischen Oberflächen werden durch Laser- oder Ultraschallsysteme zur Oberflächenstrukturierung realisiert. Dann gibt es zum Beispiel produktive Universal- und Sondermaschinen für höchste qualitative Ansprüche in der Großserien- und Massenfertigung. Selbstverständlich sind auch Industrie 4.0 und Digitalisierung ein großes Thema auf der EMO Hannover 2017.
IEN D-A-CH: 2017 und 2019 organisiert der VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e. V.) die EMO in Hannover, 2021 wird die Messe von der Schwesterorganisation UCIMU in Italien ausgerichtet. Welche Vorteile ziehen Aussteller und Besucher aus diesem etwas ungewöhnlichen Veranstaltungsrhythmus?
Dr. Schäfer: Die nationalen Verbände VDW und UCIMO veranstalten die jeweilige EMO-Messe im Auftrag des europäischen Dachverbandes CECIMO. Der Wechsel Deutschland - Italien bietet Ausstellern und Besuchern die Möglichkeit, in zwei der traditionell stärksten europäischen Herstellerstandorte für Werkzeugmaschinen vor Ort präsent zu sein. Italien gehört zudem auch zu den größten Verbrauchermärkten in Europa.
IEN D-A-CH: Eine Veranstaltung mit der Größe und dem Anspruch der EMO ist international aufgestellt. Aus welchen Ländern kommen die Aussteller und Besucher der Messe hauptsächlich?
Dr. Schäfer: Aus dem europäischen Raum kommen vor allem deutsche, italienische und schweizerische Aussteller. Asien ist vorwiegend durch chinesische, taiwanesische und japanische Anbieter vertreten. Die USA stellen ebenfalls einen nennenswerten Teil der Aussteller. Aufgrund unserer Erfahrungen aus zurückliegenden Messen erwarten wir etwa 60 Prozent Besucher aus dem Inland und 40 Prozent aus dem Ausland. Bei letzteren dominieren EU-Staaten und Asien.
IEN D-A-CH: Der deutsche Werkzeugmaschinenbau schaut positive in die Zukunft. Wie sehen die die Lage zurzeit, wenn Sie die Branche europaweit einschätzen?
Dr. Schäfer: Der europäische Werkzeugmaschinenbau profitiert insgesamt von einer Aufhellung der weltwirtschaftlichen Lage. Für 2017 ist eine Steigerung des weltweiten Sozialprodukts um 2,6 Prozent zu erwarten. Dies wirkt sich positiv auf die Industrieproduktion aus, die um 3,1 Prozent zulegt. Damit verbunden ist eine Steigerung des Werkzeugmaschinenverbrauchs um 3,2 Prozent. Den stärksten Zuwachs verzeichnet hier Europa mit 4,0 Prozent. Stabile Treiber sind dabei weiterhin die südeuropäischen Länder Italien und Spanien, aber auch Frankreich. Asien steigert ebenfalls den Werkzeugmaschinenverbrauch, 2017 voraussichtlich um 3,5 Prozent. Gute Nachrichten gibt es für die exportorientierten europäischen Werkzeugmaschinenhersteller aus China. Dieser Markt hat seine Durststrecke überwunden und soll beim Werkzeugmaschinenverbrauch um 3,9 Prozent zulegen. Auch andere Exportregionen zeigen leichte Verbesserungen.
IEN D-A-CH: Das Motto der EMO 2017 ist “Connecting systems for intelligent production”. Das zeigt ja eindeutig in Richtung Industrie 4.0. Welche Schwerpunkte setzt die Messe in dieser Richtung? Gibt es schon Rückmeldungen von Ausstellern, welche Innovationen in diesem Bereich zu sehen sein werden?
Dr. Schäfer: Die EMO Hannover widmet sich vielfältig der vernetzten, intelligenten Produktion, beispielsweise mit der industrie 4.0 area. In dieser Sonderschau präsentieren Industrievertreter aller Themenfelder ihre Lösungen aus der Praxis, dies gilt ebenso für das begleitende Vortragsforum. Auch Forschungsinstitute der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktionstechnik (WGP) bieten Einblick in die neuesten Entwicklungen und Forschungsergebnisse. Die Palette ist dabei vielfältig, das gilt ebenso für die Industrie 4.0-Lösungen einzelner Aussteller, hier nur ein Ausschnitt: Neue Methoden für das intelligente Werkzeugmanagement mit direkter Übertragung der Werkzeugdaten auf die Maschine, die Rückführung von Offline-Messdaten für eine selbstregelnde optimale Prozesssteuerung des Werkzeugschleifens, Sensor- und Softwaresysteme für einfachere, steuerungsunabhängige Maschinenüberwachung, Ansätze für die Beherrschung von Datenübermittlung und Datensicherheit, Assistenzsysteme für die Steigerung der Produktivität durch kooperative Vernetzung von Maschinen und ERP-Systemen, Businessplattformen für ganzheitliche Fertigungsorganisation auf Basis von Echtzeitdaten, Kommunikationsumgebungen für den transparenten, unabhängigen, offenen und gleichzeitig sicheren Datenaustausch entlang der gesamten Wertschöpfungskette oder Apps für individuell konfigurierbare Steuerungen zur besseren Bedienbarkeit und erweiterten Konnektivität.
IEN D-A-CH: Ein weiterer relativ neuer Bereich in der Metallbearbeitung - speziell in der Produktion - sind additive Herstellungsverfahren. Was gibt es davon auf der EMO zu sehen?
Dr. Schäfer: Auf der Messe sind alle Hersteller pulverbasierter Verfahren vertreten, zusätzlich auch Anbieter von Hybridsystemen spanender und additiver Fertigung. Zudem bietet die EMO Hannover einen eigenen Programmpunkt für diesen Bereich: Zwei halbtätige Konferenzen widmen sich intensiv dem Thema additive Fertigung.
IEN D-A-CH: Haben Sie einen Tipp für die Messebesucher, welchen Bereich man unbedingt gesehen haben sollte, bevor man die Messe verlässt?
Dr. Schäfer: Das hängt natürlich immer von der Branche des jeweiligen Besuchers ab. Die EMO Hannover versteht sich als Innovationsplattform, Aussteller präsentieren herausragende Produktionstechnik für alle Anwenderbereiche. Das Rahmenprogramm bietet ebenfalls neue Impulse. Nicht nur die bereits angesprochene industrie 4.0 area zeigt neueste Entwicklungen und Trends, auch in den traditionellen Produktionsthemen spielt Innovation weiterhin eine entscheidende Rolle – und entsprechende Projekte und Lösungen stehen beispielsweise im Mittelpunkt der WGP-Veranstaltung Production for Tomorrow. Der VDW veranstaltet ebenfalls ein Symposium zur Arbeitssicherheit, die immer ein aktuelles Thema bleibt. Der EMO India Day stellt einen der dynamischsten Märkte für Werkzeugmaschinen in den Mittelpunkt.