IEN D-A-CH: Nach dem großen Erfolg der 2016-Ausgabe mit Partnerland USA und Barack Obama als Ehrengast, was erwarten Sie zur HANNOVER MESSE 2017?
Marc Siemering: Barack Obama und das Partnerland USA sind schwer zu toppen, aber wir sind zuversichtlich, dass die HANNOVER MESSE 2017 genauso spannend wird. Wir erwarten ein voll belegtes Messegelände – ungefähr 400 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche – mit 6 500 Ausstellern und mehr als 200 000 Besuchern aus 80 Ländern. Die HANNOVER MESSE deckt alle wichtigen Industriethemen ab, von Industrie 4.0, über neue Energiesysteme und Leichtbau bis hin zu Forschung und Entwicklung, Startups und Fachkräfteentwicklung. Keine andere Messe auf der Welt zeigt ein so umfassendes Bild der globalen Industrie.
IEN D-A-CH: 2017 ist Polen das Partnerland. Mit welchen Kriterien wählen Sie jedes Jahr das Partnerland aus? Warum Polen?
Marc Siemering: Das Partnerlandkonzept betont die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und einem starken oder aufkommenden Handelspartner. Durch das Zusammenbringen von Unternehmen, Geschäftsleuten und Politikern verstärkt die HANNOVER MESSE die wirtschaftliche und wissenschaftliche Kooperation zwischen Deutschland und dem Partnerland. Warum Polen? Weil Polen ein stabiles, nachhaltiges Wachstum nachweist. Aktuell konzentriert sich Polen auf die Reindustrialisierung, die Förderung von Innovationen und den Anschluss an internationale Märkte. Auf der HANNOVER MESSE treffen polnische Aussteller auf potenzielle Kunden aus aller Welt. Gleichzeitig finden polnische Besucher die nötigen Technologien zur Modernisierung ihrer Fabriken.
IEN D-A-CH: Energie-Effizienz steht im Mittelpunkt auf der diesjährigen HANNOVER MESSE. Ersetzt dieses Thema die Diskussion rund um Industrie 4.0 oder sind die zwei Themen irgendwie verbunden?
Marc Siemering: Energieeffizienz gilt seit Jahren als wichtiges Industriethema. Industrie 4.0 kombiniert Automation und IT, um industrielle Prozesse zu optimieren. Gleichzeitig wird die Energieeffizienz optimiert. Es gibt daher eine starke Verbindung zwischen Energieeffizienz und Industrie 4.0, insbesondere in Bereichen wie Smart Grids oder virtuelle Kraftwerke. Das Leitthema der HANNOVER MESSE 2017 lautet „Integrated Industry – Creating Value“. Auf der Messe zeigen Aussteller nicht nur wie Industrie 4.0-Lösungen bestehende Produktions- und Energiesysteme optimieren, sondern auch wie Industrie 4.0 neue Geschäftsmodelle ermöglicht.
IEN D-A-CH: Die HANNOVER MESSE fand 1947 erstmals statt. Können Sie drei große Innovationen erwähnen, die über diese 70 Jahre dank der HANNOVER MESSE entwickelt und auf den Markt gebracht worden sind?
Marc Siemering: Wegen ihrer Größe und Bandbreite können wir nicht alle Produkte verfolgen, die auf der HANNOVER MESSE vorgestellt wurden. Während der vergangenen Jahre hat sich die HANNOVER MESSE stetig verändert. In ihren früheren Jahren ging es um diverse Investitionsgüterindustrien, so ist die HANNOVER MESSE die Mutter vieler Weltleitmessen, darunter die LIGNA (Holzbearbeitung und Forsttechnik), die CeBIT (Digitales Business) und die CeMAT (Intralogistik und Supply Chain Management). Früher waren die drei genannten Messen Ausstellungsbereiche der HANNOVER MESSE. Heute geht es in der HANNOVER MESSE um die industrielle Produktion sowie um das Energiesystem der Zukunft. Der Begriff Industrie 4.0 wurde auf der HANNOVER MESSE 2011 kreiert.
IEN D-A-CH: Die Digitalisierung ist ein weiteres großes Thema der HANNOVER MESSE 2017. Wie sehen Sie die Demokratisierung der digitalen Automation?
Marc Siemering: Indem Industrieunternehmen Erfahrungen mit Industrie 4.0 sammeln und zeitgleich die Kosten senken, werden immer mehr Unternehmen von der Digitalisierung profitieren. Dabei ist die Unternehmensgröße irrelevant. Die aktuelle Herausforderung besteht darin, die noch zögernden Unternehmen davon zu überzeugen, dass Industrie 4.0 einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil bietet. Unternehmen, die die Digitalisierung aufgreifen, haben einen deutlichen Vorteil gegenüber jenen, die dies nicht tun, vor allem in Bereichen wie Produktentwicklung, Time-to-Market, Qualitätskontrolle oder Energie- und Kosteneinsparungen.
IEN D-A-CH: Wenn Sie die jüngsten Ausgaben der HANNOVER MESSE betrachten, welches Land gilt als das am stärksten wachsende auf dem Messegelände?
Marc Siemering: 2016 beeindruckte das Partnerland USA zwar mit 400 Ausstellern und 5.000 Besuchern, aber außer Deutschland ist China aktuell das Land mit der stärksten Beteiligung an der HANNOVER MESSE. In den vergangenen drei Jahren kamen im Durchschnitt 670 Aussteller und 5.100 Besucher aus China.
IEN D-A-CH: Herr Siemering, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Sara Ibrahim
Redakteurin TIMGlobal Media