„Indien zählt zu den am schnellsten wachsenden Industrienationen weltweit", sagt Marina Bill, Präsidentin der International Federation of Robotics. „Innerhalb von fünf Jahren hat sich der operative Bestand an Industrie-Robotern mehr als verdoppelt und erreichte im Jahr 2021 insgesamt 33.220 Einheiten. Seit 2016 entspricht das einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 16 %." Gemessen an den Produktionszahlen des verarbeitenden Gewerbes ist Indien heute die fünftgrößte Volkswirtschaft weltweit. Nach Angaben der Weltbank belief sich die Wertschöpfung des indischen verarbeitenden Gewerbes im Jahr 2021 auf 443,9 Mrd. USD. Das entspricht einem Anstieg von 21,6 % gegenüber dem Vorjahr.
Die Automobil-Industrie bleibt der größte Kunde für die Robotik-Industrie in Indien mit einem Marktanteil von 31 % im Jahr 2021. Die Zahl der Installationen hat sich mit 1.547 Einheiten mehr als verdoppelt (+ 108 %). Die General Industry wird in Indien von der Metallindustrie mit 308 Einheiten (- 9 %) angeführt, gefolgt von der Gummi- und Kunststoffindustrie mit 246 Einheiten (+ 27 %) und der Elektro-/Elektronikindustrie mit 215 Einheiten (+ 98 %).
Starkes Wachstumspotenzial
Das langfristige Potenzial für die Robotik in Indien lässt sich mit einem Vergleich zu China besonders verdeutlichen: Indiens Roboterdichte in der Automobil-Industrie, also die Anzahl der Industrie-Roboter pro 10.000 Beschäftigte, erreicht im Jahr 2021 insgesamt 148 Einheiten. Chinas Roboterdichte lag 2010 noch bei 131 Einheiten und stieg bis 2021 auf 772 Einheiten sprunghaft an.
Die indische Regierung unterstützt das Wachstum des Industriesektors als einen der wichtigsten Faktoren, die das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beeinflussen. Wie der Internationale Währungsfonds berichtet, liegt das BIP des Landes heute mit rund 3 Billionen USD weltweit an fünfter Stelle, Kopf-an-Kopf mit Großbritannien und Frankreich - hinter Deutschland, Japan, China und den USA.
Ausblick
„Nach den Erfahrungen mit den jüngsten Unterbrechungen internationaler Lieferketten überdenken Unternehmen ihre Nearshoring-Strategien in Südostasien", sagt Marina Bill. „Indien ist dabei traditionell ein beliebtes Ziel für Nearshoring im Fertigungsbereich. Die indische Regierung verfolgt das Ziel, von ausländischen Firmen für neue Diversifizierungsoptionen in Betracht gezogen zu werden, beispielsweise als Partner im sogenannten ‚Friendshoring‘ als ein Land, das ähnliche Werte und Interessen teilt."
Das verarbeitende Gewerbe dürfte auch von den Initiativen der Regierung profitieren, die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität Indiens für Investoren zu steigern. Das Production-Linked-Incentive-Programm (PLI) läuft beispielsweise bis zum Jahr 2025. Subventioniert werden damit Unternehmen, die in Indien Produktionskapazitäten in Abnehmerbranchen für Robotik schaffen. Dazu zählen beispielsweise die Automobil-, Metall-, Pharma- und Lebensmittelindustrie.
Roboter helfen dabei, neue Arbeitsplätze zu schaffen
Neue Produktionskapazitäten sind ein wichtiger Schritt, um der indischen Bevölkerung angemessene Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten zu bieten: Nach Hochrechnungen der Vereinten Nationen hat Indien inzwischen eine Bevölkerung von 1,4 Milliarden Menschen erreicht und übertrifft damit erstmals China. Dies bedeutet, dass Indien über eine große und junge Bevölkerung von Erwerbstätigen verfügt, die Wirtschaftswachstum und Innovation vorantreiben kann. Den Prognosen zufolge wird Indien bis 2027 die Volkswirtschaft mit der weltweit größten Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter sein.