DashCams sind in Deutschland seit 2018 als Beweismittel bei Verkehrsunfällen zulässig. Diese Kameras werden im Auto auf dem Armaturenbrett installiert und nehmen das Verkehrsgeschehen ununterbrochen in einer Schleife auf. Im Falle eines Unfalls stoppt die Aufnahme nach einer festgelegten Zeit. Mit einer Videosequenz, die die Abläufe von wenigen Sekunden vor bis nach dem Unfall zeigt, kann somit die Schuldfrage geklärt werden.
Auch in der Industrie ereignen sich immer wieder unvorhersehbare Störfälle, deren Ursprung zweifelsfrei und möglichst schnell nachvollzogen werden muss, um durch geeignete Gegenmaßnahmen einen zuverlässigen Ablauf der Produktion sicherzustellen. So lassen sich plötzliche Maschinenstillstände, Störungen während der Zuführung von Produkten bzw. Materialien oder wiederholte Prozessfehler häufig nicht auf einfache Weise erklären. Zudem befindet sich der Ursprung solcher Störungen oft an unzugänglichen Stellen, was die Suche nach den Gründen erschweren kann.
Mit der Entwicklung der Industrial DashCam (IDC) überträgt IMAGO Technologies die grundlegende Idee einer DashCam im Straßenverkehr auf den industriellen Einsatz, erläutert Geschäftsführer Carsten Strampe: „Mit der IDC ist es möglich, hochauflösende Videoaufnahmen zu generieren, die nach dem Auftreten eines Fehlers offline und in Slow-Motion abgespielt werden können, um Details genau zu studieren, dadurch die Abläufe exakt zu verstehen und auf dieser Basis Fehlerquellen zu beseitigen.“
Aufnahme zum perfekten Zeitpunkt
Nicht selten läuft eine Anlage tagelang problemlos, bevor Fehler zu einem beliebigen Zeitpunkt erneut auftreten. Mit ihrem Datenspeicher- und Triggerkonzept stellt die IDC dem Anwender unabhängig vom Fehlerzeitpunkt eine aussagekräftige Videosequenz von bis zu 20 Sekunden Länge zur Verfügung, ohne unnötige Videoaufnahmen zu generieren.
Erhält die IDC über den integrierten Triggereingang ein Fehlersignal von einem angeschlossenen Sensor oder einer SPS in der Anlage, so kann sie je nach eingestelltem Modus ein Video der 20 Sekunden vor oder nach diesem Signal oder auch eine Sequenz von zum Beispiel je 10 Sekunden vor und nach dem Auftreten des Fehlers abspeichern. So kann der Anwender je nach Einsatzfall den perfekten Zeitpunkt für die Videoaufnahme einstellen, um eine optimale Basis für die Fehleranalyse zu erhalten.
In bestimmten Fällen kann auch der so genannte Heartbeat-Modus die Aufzeichnung einer aussagekräftigen Videosequenz auslösen. Hierbei sendet die SPS der Anlage regelmäßig ein Signal an die IDC und zeigt damit den fehlerfreien Zustand an. Bleibt dieses Signal aus, wird die Videoaufnahme ebenfalls vor, während oder nach dem fehlenden Signal für die Analyse bereitgestellt. Für Spezialanwendungen bietet die IDC eine weitere Möglichkeit zum Aufnahmestart von Videosequenzen. Grundlage für diesen optionalen AutoTrigger-Modus ist die Analyse aufgenommener Bilder über integrierte Bildverarbeitungsalgorithmen, die per Software einen Bildaufnahmetrigger erzeugen, sobald erkannte Veränderungen einen festgelegten Schwellwert erreichen.
Clevere Videokomprimierung für eine kompakte Lösung
Der Global Shutter-CMOS-Sensor der Industrial DashCam arbeitet mit der Full HD-Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln und einer Bildrate von ca. 60 Vollbildern pro Sekunde. Ein 20 Sekunden langes Video erzeugt somit ein enormes Datenvolumen, das sich nicht innerhalb des kompakten Geräts mit Abmessungen von nur 45 mm × 53 mm × 25 mm abspeichern lässt. Da die IDC auch an unzugänglichen Stellen in Maschinen zum Einsatz kommen kann, war ein größeres Gehäuse jedoch keine Option für die Entwickler. Das Problem wurde durch einen Coprozessor zur Videocodierung gelöst, der die Videokomprimierung direkt in der kleinen Kamera erlaubt. Die komprimierten Videos werden dann intern auf einer µSD-Karte gespeichert, können später kopiert und dann über diverse Freeware wie dem VLC Videoplayer abgespielt werden.
Aufnahmen in Highspeed
Manche Industrieanlagen arbeiten mit extrem hohem Tempo, bei dem die Standard-Bildrate der IDC eventuell nicht ausreicht, um die sehr schnellen Bewegungen verstehen und analysieren zu können. Für solche Fälle lässt sich die Videoauflösung reduzieren, um höhere Bildraten zu generieren. Bei einer VGA-Auflösung lassen sich beispielsweise Bildraten von 180 Bilder pro Sekunde erzielen. Bis zu 370 Bilder pro Sekunde sind mit ¼ VGA-Auflösung maximal möglich, was den Einsatz der IDC dann selbst in sehr schnellen Prozessen möglich macht.
Weitere Merkmale der IDC unterstreichen die praxisnahe Auslegung für den industriellen Einsatz. Dazu zählt unter anderem die robuste Ausführung in der Schutzklasse IP6X, die aus Gründen der Platzersparnis um 50 cm abgesetzten, verschraubbaren M12-Steckverbindungen sowie die Spannungsversorgung mit den in der Industrie üblichen 24 V. Für den einfachen Einsatz sorgen zudem ein integriertes Objektiv und eine Vierfach-LED-Beleuchtung sowie die Möglichkeit, IDC-Parameter via Webbrowser und Ethernet-Anschluß einzustellen.