IEN D-A-CH: Wie entwickelt sich Industrie 4.0 augenblicklich? Was erwarten Sie für die Zukunft?
J. Novich: Im Augenblick zieht Industrie 4.0 viel Aufmerksamkeit auf sich. Es gibt aber auch viele Vorbehalte und Bedenken im Zusammenhang mit den neu entstehenden Technologien. Industrie 4.0 und das Internet der Dinge (Internet of Things/IoT) sind weit verbreitete Ausdrücke, aber die Unterscheidung zwischen beiden ist oft nicht klar. Nach der Control Engineering Studie zu den Kenntnissen über Industrie 4.0 / IoT antworteten 67% der Befragten, dass sie wenig oder keine Kenntnis über die Grundlagen von Industrie 4.0 haben, für das IoT liegt die Zahl bei 41%.
Gleichzeitig sehen wir anhand anderer Befragungen, dass eine kleine Gruppe bereits ihre IT-Infrastruktur voll mit der betrieblichen Infrastruktur verknüpft haben.
Wichtig hierbei ist, dass nach Aussage der Befragungen nur 30% der Anlagen in der Fertigung mit entsprechenden Netzwerkschnittstellen ausgerüstet sind. Das heißt, es wird einiges an Nachrüstung geben müssen um Industrie 4.0 Gestaltungsprinzipien erfüllen zu können.
Obwohl die Zahlen im Augenblick noch niedrig zu sein scheinen, ist es wichtig die Veränderungen wahrzunehmen. Viele der Hersteller im SPS-Markt bauen ihre Produktlinien, die Industrie 4.0 Anforderungen erfüllen, aus. Dies ist ein wichtiger Indikator für den bevorstehenden Einsatz der neuen Produkte.
Unter diesen Gegebenheiten gibt es noch einige Bedenken und Hürden, die es zu überwinden gilt, bis wir eine massenhafte Verbreitung sehen werden. Der Prozess wird einige Jahre in Anspruch nehmen. Viele Anwender haben für den augenblicklichen Bestand an Maschinen große Investitionen getätigt und deren Stillstand durch Nachrüstungen wäre zu kostspielig. Die hohen Investitionskosten werden den Umrüstungsprozess sicher verlangsamen. Viele Firmen werden auch abwarten, bis sich Standards durchsetzen und die Smart Factory einen signifikanten Return on Invest demonstriert.
IEN D-A-CH: Wie wird Industrie 4.0 die Zukunft der SPS beeinflussen?
J. Novich: Die SPS wird auch beim Industrie 4.0 Ansatz und anderen „Smart Factory“ Initiativen weiterhin als die Schaltzentrale für Fertigungsmaschinen gesehen und ist der „Zentralprozessor“ für alle Echtzeit-Entscheidungen im Herstellungsprozess. Verschiedene Sensoren übermitteln ihre Messwerte automatisch, sodass die SPS über die nächsten Produktionsschritte entscheiden kann. Sie wird auch die Schnittstelle zwischen dem Bediener und der einzelnen Maschine sein, um die Maschinenbedienung in Echtzeit weiter zu automatisieren und sicherer zu machen.
Die SPS ist vielseitig und hat mehrere Vorteile. Sie kann viele verschiedene Formate von Eingangssignalen verarbeiten und mit komplexer Logik ist es möglich die genauen Schritte zu definieren, die zur Ausführung einer bestimmten Aufgabe benötigt werden. Fast zeitgleich können Tausende Ein- und Ausgangssignale verarbeitet werden und das in einem großen Einsatzfenster was Temperaturen angeht. Die SPS kann durch das Gehäuse elektrisch isoliert und gegen Störungen geschützt werden. Dies ist besonders wichtig beim Einsatz empfindlicher Sensoren und bei Prozessen die eine exakte Überwachung benötigen. Rauen industriellen Bedingungen mit Staub, Schmutz und anderen Verunreinigungen kann die SPS widerstehen.
Durch die lokal gespeicherten Programme ist die SPS grundsätzlich unabhängig von einer Netzwerkverbindung. Das bedeutet, dass Maschinen auch bei potentiellen Kommunikationsproblemen im Netzwerk weiter aktiv bleiben können. Der letzte Punkt ist, dass die Abläufe in der SPS direkt von den mit ihr verbundenen Sensoren ausgelöst werden. Dies macht sie unempfindlich gegen Störeinflüsse von außen. Das Eingangssignal ist der einzige Auslöser für einen Steuerbefehl und die Maschine arbeitet deshalb weitgehend unabhängig von externen Einflüssen.
In der “Smart Factory” wird die Sensorik Daten parallel an Cloud und SPS übermitteln. So können die anfallenden Daten für die vorausschauende Instandhaltung und die optimale Performance jedes einzelnen Geräts im Produktionsprozess ausgewertet und genutzt werden. Die SPS wird größere und belastbarere Datenmengen, wie z.B. Auswertungen der Sensor- und anderer Produktionsdaten bereitstellen. So können die Daten aus verschiedenen Bereichen zu einem Gesamtbild zusammengetragen werden. Analysewerkzeuge werden die Betriebsleiter dabei unterstützen Ressourcen besser zu nutzen, Vorgänge einzutakten und die Materialversorgung sicherzustellen. Kurz gesagt, wird die SPS ein integraler Bestandteil des Industrial Internet of Things und von Industrie 4.0 sein.
IEN D-A-CH: Wie bereitet sich Unitronics auf Industrie 4.0 vor?
J. Novich: Unitronics ist hervoragend positioniert um den Möglichkeiten von Industrie 4.0 gerecht zu werden. Vielseitige Auswahlmöglichkeiten stellen die vollständige Interoperabilität verschiedener Kommunikationsstandards sicher, bis hin zu Dienstprogrammen zur Datei-Übertragung und anderen Netzwerk- und Feldbus-Technologien. Die Kommunikation zwischen Unitronics- und anderen Geräte ist leicht zu handhaben, da vielfältige Protokolle unterstützt werden. Unsere SPSen lassen sich in Echtzeit mit den in der Industrie verwendeten Standard-Protokollen ansprechen
Unitronics SPSe bieten die Flexibilität bei der Änderung von Routinen und Logik, die für die „smarte Fabrik“ benötigt werden. Es können jederzeit die „Rezepte“ geladen werden, die von der SPS für eine veränderte Situation in der Produktion benötigt wird. Durch die Verwendung von Remote Access Clients, können alle Vorgänge in Echtzeit überwacht werden, ohne die Produktion betreten zu müssen.
Alle Aktivitäten der SPS und der damit verbundenen Geräte und Sensoren können lückenlos überwacht und analysiert werden, um die Performance verbessern zu können. Die erweiterte Datenerfassung kann auch Alarme verfolgen und bei Bedarf zusätzlich per E-Mail oder SMS weiterleiten. So können potentielle Probleme frühzeitig erkannt werden und durch schnelle Behebung von Problemen lassen sich Ausfallzeiten minimieren.