Das 1996 in Betrieb gegangene Kompostwerk Kirchheim unter Teck ist eine Kooperation der Landkreise Esslingen und Böblingen in Baden-Württemberg. Hier können jährlich bis zu 60.000 Tonnen Bioabfall verarbeitet werden, daraus entstehen rund 16.000 Tonnen Kompost – und zwar mithilfe eines ausgeklügelten Systems: Nach der Anlieferung wird der Biomüll zunächst nach Größen sortiert, Störstoffe werden entfernt. Grobe Teile werden zusammen mit Grünschnitt zerkleinert, anschließend wird das Rohmaterial in die 8.820 Quadratmeter große Rottehalle weitertransportiert. Dort entsteht über einen Zeitraum von rd. 7 Wochen aus dem angelieferten Bioabfall Qualitätskompost, wobei das Material verschiedene Stadien der Verrottung durchläuft und mehrmals umgesetzt wird. Ein ausgeklügeltes Bewässerungs- und Belüftungssystem sorgt dabei für einen optimalen Rotteprozess.
Vom Biomüll zum Kompost in neun Stufen
„Technisch gesehen handelt es sich um eine sogenannte Tafelmietenkompostierung“, erläutert Gerald Damsch, Betriebsleiter der Kompostwerk Kirchheim u. T. GmbH. „Das Material wird in Mieten eingelagert und lässt sich mithilfe eines frei programmierbaren Wendesystems aufnehmen, transportieren und an anderer Stelle zu einer neuen Miete aufsetzen.“ Dieser vollautomatische Prozess wird möglich durch zwei Brücken, die über die komplette Länge der Halle verlegt sind: Für jede der zwei „Kompostierungsstraßen“ gibt es eine Brücke, die mit einer Becherkette ausgerüstet ist – diese schürft das Material ab. Über je ein Schleifenband gelangt es auf die zweite, sogenannte Einstapelbrücke, die es in ein neues Feld einträgt. Insgesamt gibt es auf beiden Seiten der zweischiffigen Halle je neun Felder.
Energieführungen für eine hohe Anlagenverfügbarkeit
„Das Material wandert von Feld zu Feld durch die gesamte Hallenlänge von ca. 140 m“, erklärt Gerald Damsch. „Salopp gesagt: Vorne Biomüll rein, hinten Kompost raus.“ Um die Brücken verfahren zu können, müssen die Aggregate selbstverständlich auch in der Bewegung mit Strom versorgt werden. Dabei sind für die Schonung der Leitungen Energieführungsketten unabdingbar. In der Kirchheimer Rottehalle laufen diese auf Trägern in der Mitte der Halle und sorgen für einen unterbrechungsfreien Betrieb. „Leider hatten wir auf der Seite der Einstapelbrücke immer wieder Leitungsdefekte, ganz offensichtlich erfüllte die dort verbaute Energieführung nicht mehr ihren Zweck“, erinnert sich Gerald Damsch. „Um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten, entschieden wir uns im Herbst 2017 für einen Austausch der Kette.“
Ein umfangreiches Anforderungsprofil – inklusive engem Zeitkorsett
Wie im öffentlichen Bereich üblich, erfolgte eine ordnungsgemäße Ausschreibung, bei der alle Anforderungen genau festgelegt wurden. Aufgrund der anspruchsvollen Einsatzbedingungen musste die Kette vor allem robust sein, um der hohen Luftfeuchtigkeit, Temperaturen von bis zu 60 Grad Celsius und der extremen Verschmutzung zu widerstehen. Wichtig waren zudem möglichst geringe Zug-/Schubkräfte, über die im Zuge der Bewerbung ein rechnerischer Nachweis zu erbringen war. Auch eine möglichst lange Gewährleistungszeit und die Abwicklung des Projekts aus einer Hand – inklusive Demontage und Entsorgung der alten Kette – standen auf der Wunschliste des Kompostwerks Kirchheim. Nicht zuletzt sollte das Erneuerungsprojekt in einem sehr engen Zeitraum realisiert werden. „Wir hatten uns entschlossen, gleichzeitig auch die Träger neu beschichten zu lassen, auf denen die Energieführungskette verläuft“, so Gerald Damsch. „Das bedeutete, dass zwei Dienstleister ihre Zeitpläne jeweils sehr genau einhalten mussten, um das Projekt pünktlich abschließen zu können.“
Gute Noten in der technischen Wertung
TSUBAKI KABELSCHLEPP fühlte sich dieser Herausforderung gewachsen, gab ein Angebot ab und konnte die Ausschreibung für sich entscheiden. Dabei konnte das Unternehmen besonders in der technischen Wertung punkten, so Betriebsleiter Gerald Damsch: „Die Stabilität und die exzellenten Rollreibungswerte der Kette haben uns überzeugt.“
Kein Wunder, denn TSUBAKI KABELSCHLEPP war mit einer ganz neuen Kette ins Rennen gegangen, die auf dem Markt ihresgleichen sucht: Bei der TKHD-Serie handelt es sich um extrem robuste und stabile Energieführungsketten, die sich besonders für anspruchsvolle Anwendungen mit langen Verfahrwegen eignen. Dank ihrer soliden Konstruktion überzeugen die Energieführungen auch bei einem Einsatz in schmutzigen und rauen Bedingungen mit einer hohen Lebensdauer: Dafür sorgen unter anderem das gekapselte Anschlagssystem, die schmutzunempfindliche Außenkontur und ein verstärkter Bolzenbohrungsanschluss.
Die massiven Seitenbänder sind dank einer speziellen Doppelgabel-Laschen-Konstruktion sehr stabil ausgeführt.
Extrem robust mit guten Rollreibungswerten
Die TKHD-Serie ist so konzipiert, dass sie sich gleitend, rollend und auch freitragend nutzen lässt. Im Kompostwerk Kirchheim kommt sie rollend zum Einsatz, um möglichst geringe Zug-Schub-Kräfte zu gewährleisten. Es sind zwei Energieketten vom Typ HD90 mit jeweils 70 Metern Länge in gegenläufiger Anordnung verbaut, um den langen Verfahrweg der Anlage von 132 Metern abzudecken. Ein Führungskanalsystem ermöglicht es, die Ketten optimal zu führen und zugleich die großen und unregelmäßigen Abstände der Träger zu überbrücken. Aufgrund der korrosiven Atmosphäre in der Rottehalle ist das System vollständig in Edelstahl ausgeführt. Darüber hinaus lieferte TSUBAKI KABELSCHLEPP eine schwimmende Mitnehmeranbindung zum Ausgleich von seitlichem Versatz, einen neuen Mitnehmerarm, ein TRAXLINE-Leitungspaket sowie zwei Wasserschläuche mit großem Durchmesser und Sonderlänge.
Die Installation und Inbetriebnahme der Lösung erfolgte termingerecht und zur vollen Zufriedenheit des Kunden. „Die Abwicklung dieses zeitkritischen Projekts hat sehr gut funktioniert, alles lief wie vereinbart“, betont Gerald Damsch. „Die neue Energieführung ist nun seit Februar in Betrieb und hat sich bislang bestens bewährt.“ Aufgrund der speziellen Konstruktion der HD-Kette rechnen sowohl Endkunde als auch Lieferant mit einer guten Langzeitstabilität – selbst bei den extremen Einsatzbedingungen in der Rottehalle.