Wartungstechniker hatten früher viel mit Feuerwehrleuten gemeinsam. Wenn in einer Anlage etwas ausfiel, traten sie in Aktion, um das Problem zu beheben und den Betrieb wieder in Gang zu bringen. Heutzutage geht es bei der Wartung zunehmend darum, Probleme zu erkennen und zu beseitigen, bevor ein Problem auftritt, das ein Gesundheits- und Sicherheitsrisiko für Personal und Anlagen darstellen kann. Dieser vorbeugende Ansatz ist dank neuer Test- und Messgeräte möglich, um Anlagenfehler zu erkennen.
Bei der vorbeugenden Wartung geht es nicht nur darum, schwerwiegende Ausfälle zu verhindern, sondern auch darum, Prozesse zu verbessern, sie effizienter und nachhaltiger zu gestalten und ein sicheres Arbeitsumfeld zu gewährleisten. Nehmen wir zum Beispiel den Energieverbrauch. Die Gas- und Strompreise steigen weltweit rapide und setzen Unternehmen zunehmend unter Druck, neue Wege zu finden, den Energieverbrauch zu senken. Die richtigen Test- und Messinstrumente zur Erkennung von Energieverschwendung aufgrund von unzureichender Gebäudeisolierung, undichten Gasleitungen oder verschlissenen und veralteten elektrischen Komponenten bieten die Möglichkeit, wertvolle Energieressourcen zu sparen und zusätzliche Kosten zu vermeiden. Gesundheit und Sicherheit sollten bei der vorbeugenden und vorausschauenden Wartung höher eingestuft werden als Kosteneinsparungen. Wartungsmanager sind heute weltweit auf die Leistungsfähigkeit elektronischer Test- und Messgeräte und Software angewiesen, um bei der vorbeugenden und vorausschauenden Wartung eine schnelle und effektive Fehlersuche durchführen zu können.
Vorbeugende Wartung für optimale Patientenversorgung
Mediclinic, eine internationale Krankenhausgruppe mit Niederlassungen in Südafrika, Namibia, der Schweiz und den Vereinigten Arabischen Emiraten, hat seit langem erkannt, wie wichtig kontinuierliche Verbesserungen sind, um nicht nur eine erstklassige Patientenversorgung zu bieten, sondern auch die Nachhaltigkeit voranzutreiben, um kritische Ressourcen besser zu verwalten. In Südafrika sind der Preis und die Verfügbarkeit von Strom und Gas ein wichtiges Anliegen für Krankenhäuser. Da die Versorgung nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken, kommt es im Land häufig zu Stromausfällen.
Petrus Swanepoel, Sustainability Manager bei Mediclinic Southern Africa, ist für die effiziente Nutzung natürlicher Ressourcen verantwortlich. Er entwickelt neue Prozesse, um die Nachhaltigkeitsziele und -prinzipien des Unternehmens zu unterstützen. Alle Menschen sollten dazu beitragen, die wachsende Belastung lebenswichtiger Ressourcen weltweit zu verringern. Laut Swanepoel konzentriert sich Mediclinics Philosophie der kontinuierlichen Verbesserung nicht nur auf die Kostensenkung durch weniger Energieverschwendung, sondern arbeitet auch daran, einen positiven Einfluss auf die Umwelt und die Qualität der Patientenversorgung in ihren Krankenhäusern zu gewährleisten.
Mediclinic in Südafrika beauftragte ein auf Thermografie spezialisiertes Beratungsunternehmen, KN Thermography, mit der Überprüfung der Wärmeeffizienz seiner Krankenhausinfrastruktur und dem Erarbeiten von Verbesserungsvorschlägen. Die jährlichen Inspektionen wurden von Rodney Kleynhans, Head of Thermography bei KN Thermography, durchgeführt und umfassten auch die Bewertung der Gebäudedämmung. Mediclinic Southern Africa hat durch die Inspektionen erhebliche Verbesserungen bei der Wärmeeffizienz und hohe Energieeinsparungen erzielt. Die Rolle der Thermografie im Wartungsprogramm hat sich vor kurzem auch auf die Inspektionen von Lecks bei medizinischen Gasen ausgeweitet, nachdem ein neues Handgerät zum Einsatz kommt.
Gase für die Behandlung im Krankenhaus
Anästhesisten verwenden Lachgas (N2O) und ein Narkosemittel, um Patienten während einer Operation zu betäuben. Die Gase werden in Flaschen geliefert, die in den Technikräumen des Krankenhauses gelagert und über ein Leitungsnetz mit den Operationssälen verbunden sind. Medizinischer Sauerstoff wird weltweit in großem Umfang zur Behandlung schwerkranker und an Corona erkrankten Patienten eingesetzt. Auf dem Höhepunkt der Pandemie ist der Verbrauch von medizinischem Sauerstoff weltweit sprunghaft angestiegen.
Da es sich bei Sauerstoff um ein vitales Gas handelt, mag es überraschend klingen, dass Lecks dieses reaktiven Gases potenziell sehr gefährlich sein können. Die Luft, die wir atmen, besteht zu 21 % aus Sauerstoff. Schon eine geringfügig höhere Sauerstoffkonzentration in der Luft von etwa 24 % kann zu einer gefährlichen Situation führen, in der sich ein Feuer viel leichter entzündet und heftiger brennt als in normaler Luft. Fast alle Materialien brennen in Kombination mit Sauerstoff sehr ausgeprägt, wodurch sich ein Feuer sehr schwer löschen lässt. Ein Leck an einem Ventil oder Schlauch, das reinen Sauerstoff in einen unbelüfteten Raum einleitet, stellt daher ein potenzielles Gesundheitsrisiko dar.
Die Exposition gegenüber Lachgas über einen längeren Zeitraum kann auch für das medizinische Personal gesundheitsschädliche Auswirkungen haben – mit Symptomen, die von Kopfschmerzen und Müdigkeit bis hin zu Fehlgeburten oder Leber- und Nierenerkrankungen reichen.
Zum Schutz der Mitarbeiter und der Patientensicherheit im Krankenhaus kommt es daher darauf an, Lecks dieser beiden Gase zu reduzieren.
Herstellung medizinischer Gase
Obwohl diese Gase in der Natur im Überfluss vorhanden sind, haben der Extraktionsprozess und die anschließende Komprimierung für die Lagerung und den Transport medizinischen Sauerstoff und Lachgas zu einem hoch geschätzten Gut gemacht.
Sowohl medizinischer Sauerstoff als auch Stickstoff zur Herstellung von Lachgas sind Produkte einer Luftzerlegungsanlage (ASU; Air Separation Unit). Diese trennt atmosphärische Luft in ihre Hauptbestandteile. Zunächst saugt sie Umgebungsluft an und entfernt Verunreinigungen, bevor die Luft über einen Wärmetauscher auf -175 °C abgekühlt wird. Bei dieser niedrigen Temperatur sinkt der Sauerstoff nach unten, während Stickstoff sich nach oben absetzt und Argon in der Mitte verbleibt. Die Gase lassen sich leicht trennen und in Gasleitungen zu den Kunden transportieren oder zu einer Flüssigkeit abkühlen und vor dem Transport in Tanks zwischenlagern. Der Prozess des Trennens, Verdichtens und Speicherns ist sehr energieintensiv. Entscheidend ist, dass diese wertvollen Ressourcen nicht verschwendet werden.
Aufspüren von Gaslecks
Es war nicht immer einfach, undichte Stellen im Leitungsnetz für medizinische Gase in einem Krankenhaus zu finden. Zu den traditionellen Methoden der Lecksuche zählen das Hören auf Zischgeräusche oder das Bestreichen von Verbindungsstellen mit Seifenlauge und die Suche nach Blasen. Bei der Lecksuche ist zu beachten, dass einige Komponenten eines Gasverteilungssystems besonders anfällig sind, z. B. Verbindungen und Anschlüsse, die immer zuerst überprüft werden sollten.
Eine Druckprüfung könnte durchgeführt werden, die jedoch voraussetzt, dass sich ein Benutzer am anderen Ende der Leitung befindet, was in einer Krankenhausumgebung nicht immer planbar ist. Die Seifenlaugen-Methode ist ineffizient und unangemessen aufgrund der Größe der Gasleitungen, die durch ein Krankenhaus verlaufen. Während der Corona-Pandemie kam es vor allem darauf an, die Anzahl der Wartungsmitarbeiter vor Ort zu begrenzen, was das Team von KN Thermography dazu veranlasste, eine Ultraschall-Leckprüfung einzuführen.
Ultraschallgeräte verwenden Mikrofone, um die mit entweichender Luft oder Gas verbundenen Geräusche in einem Frequenzbereich von 38 bis 42 kHz zu identifizieren. Ältere Geräte wandeln den in diesem Bereich aufgenommenen Schall in hörbare Töne um und sind daher auf das menschliche Gehör angewiesen, um zu erkennen, ob es sich bei dem erfassten Geräusch um ein Leck handelt oder nicht. Das macht die Erkennung subjektiv und von den Fähigkeiten und der Schulung der Mitarbeiter abhängig. Jüngste Entwicklungen bei industriellen akustischen Bildgebern (Acoustic Imagers), wie z. B. dem Fluke ii900, führten dazu, dass die Geräte jetzt mit einer Reihe von Mikrofonen ausgestattet sind, die eine Visualisierung des Schallfelds in einem erweiterten Sichtfeld ermöglichen. Dadurch können Wartungsteams Lecks in Gasverteilungssystemen schnell und genau visuell lokalisieren.
Lecks werden deutlich auf einem LC-Display angezeigt, sodass auch Nutzer mit wenig bis gar keiner Erfahrung diese sofort erkennen können. Acoustic Imager können die Entfernung zum Ziel messen und die Größe des Lecks abschätzen, wodurch es einfacher wird, die Kosten eines Lecks abzuschätzen und einen Reparaturplan zu erstellen.
Mit dem Fluke ii900 Industrial Acoustic Imager konnte KN Thermography eine schnelle visuelle Inspektion aller Leitungen durchzuführen, die Lachgas aus dem Untergeschoss der Mediclinic-Krankenhäuser in die Operationssäle und die Sauerstoffversorgung an die Patientenbetten leiten. Die im Verteilungsnetz entdeckten Lecks wurden behoben und die damit verbundenen Verluste reduziert, was die Sicherheit von Patienten und Personal erhöht.
Kontinuierliche Verbesserungen
Die Mediclinic Group stellt die Patienten in den Mittelpunkt ihres Handelns. Sie ist sich der Notwendigkeit bewusst, ständig nach Möglichkeiten zu suchen, um Prozesse, Erfahrungen und Arbeitspraktiken zu verbessern. Börsennotierte Unternehmen müssen heute Nachhaltigkeitsziele erfüllen. Swanepoel erklärte dazu: „Es reicht nicht mehr aus, sich nur von Vorschriften oder Gesetzen leiten zu lassen. Alle Unternehmen stehen unter großem Druck, ihre gesamte Nachhaltigkeitsstrategie zu überprüfen. Die Frage, die künftige Generationen stellen werden, lautet: Was habt ihr getan, um die nachhaltigen Ergebnisse eurer Tätigkeit zu verbessern? Für unser Team reicht es nicht mehr aus, Wartungsarbeiten als Aufrechterhaltung des Betriebs zu betrachten, sondern als Prozess der kontinuierlichen Verbesserung. Ebenso reicht es nicht mehr aus, nur den Stromverbrauch im Krankenhaus zu senken. Wir müssen auch darüber nachdenken, wie wir Verschwendung in allen Bereichen des Unternehmens beseitigen und die Belastung der Ressourcen während des Betriebs reduzieren. Wenn wir jetzt nicht handeln, werden wir in Zukunft zum Handeln gezwungen sein – und das wahrscheinlich zu wesentlich höheren Kosten.“
Autor: Francesco Pagin, Channel Manager Europa und Afrika, Fluke