Neue vielseitige Kollegen für Produktionsumgebungen - Produktivitätssteigerung durch kollaborative Robotertechnik

Wir haben mit Michael Mayer-Rosa, Senior Director Industrial Automation Business Group, Delta Electronics EMEA Region über die neuen kollaborativen Roboter von Delta Electronics gesprochen.

  • Neue vielseitige Kollegen für Produktionsumgebungen - Produktivitätssteigerung durch kollaborative Robotertechnik
    Neue vielseitige Kollegen für Produktionsumgebungen - Produktivitätssteigerung durch kollaborative Robotertechnik
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    Neue vielseitige Kollegen für Produktionsumgebungen - Produktivitätssteigerung durch kollaborative Robotertechnik
  • Michael Mayer-Rosa, Senior Director Industrial Automation Business Group, Delta Electronics EMEA Region
    Michael Mayer-Rosa, Senior Director Industrial Automation Business Group, Delta Electronics EMEA Region

IEN D-A-CH: Können Sie unseren Lesern bitte kurz die neue D-Bot Serie vorstellen, die auf der Hannover Messe zum ersten Mal zu sehen war? Was sind die Highlights?
Mayer-Rosa:
Bei unserer neuen D-Bot Serie handelt es sich um unsere erste Cobot-Familie. Dabei haben wir hier gleich sechs verschiedene Modelle entwickelt, die jeweils über sechs Achsen verfügen und zwischen 26 und 85 kg wiegen. Je nach Modell werden Nutzlasten von 6 bis 30 kg mit einer Geschwindigkeit von bis zu 200° pro Sekunde bewegt. Die Reichweite hierbei liegt bei 800 bis 1800 mm. Dabei erreichen wir eine Präzision und Wiederholbarkeit von ±0,02mm. Zudem gewährleistet die Integration von 24-Bit-Encodern eine gleichbleibende Leistung. Mit dieser D-Bot Serie präsentieren wir die nächste Entwicklungsstufe kollaborativer Robotik und fügen unserem Automatisierungsportfolio einen wichtigen Baustein hinzu.

Damit aber noch nicht genug. Zu den weiteren Highlights zählt, dass die D-Bots eine breite Palette an Funktionalitäten wie Pick & Place, Palletizing, Machine Tending und Welding als ‚ready-to-use‘ Apps mit sich bringt. Zusätzlich sind keine speziellen Programmierkenntnisse nötig – dank ‚Plug & Play‘ sind Vorgaben der Bewegungsabläufe sowie die Beschreibung der Befehlsausführung im Handumdrehen möglich. Ein weiteres Plus ist die hohe Flexibilität hinsichtlich der unterstützen Schnittstellen: EtherCAT, CAN Bus, IO Link und Modbus werden unterstützt – und ebenso die herstellerunabhängige Entwicklungsumgebung Codesys, mit der wir die Effizienz der Cobots maximieren und zugleich ein Höchstmaß an Variabilität sicherstellt. Auch das Teaching erfolgt einfach via Drag & Drop oder via Python, ROS 1, oder C++.

IEN D-A-CH: Wie sehen Sie die neue Produktserie im Verhältnis zum bisherigen Delta Robotik Portfolio?
Mayer-Rosa:
Durch die neue D-Bot Serie ergänzen wir einerseits unser Portfolio an SCARA-Robotern und klassischen Industrierobotern, andererseits erweitern wir auch unser Angebot und gehen hierbei zugleich auf drängende Fragen der Industrie in Zeiten des Fachkräftemangels ein. Unsere Cobots sind so designt, dass ein schneller und unkomplizierter Einsatz möglich wird – und keine tiefgreifenden Kenntnisse zur Programmierung nötig sind. Zudem sind sie – ganz im Sinne kollaborativer Robotik – mit Sicherheitsmerkmalen ausgestattet, die eine Zusammenarbeit ganz ohne Lichtschranke und Käfig ermöglichen, wie das etwa bei Industrierobotern der Fall ist. Im Gegensetz zu anderen Cobots gehen wir an dieser Stelle sogar noch einen Schritt weiter und haben durch unsere zuschaltbare Reflex Safety Funktion zusätzlich für die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine vorgesorgt. Statt – wie normalerweise üblich – bei Widerstand zu stoppen und dort stehen zu bleiben, erfolgt bei unseren D-Bots eine kurze Gegenbewegung, um sofort eine Druck-Entlastung zu gewährleisten.

IEN D-A-CH: Es handelt sich um eine komplette Eigenentwicklung, von Grund auf. Welche Vorteile verspricht sich Delta davon?
Mayer-Rosa:
Wir bei Delta positionieren uns als ein Anbieter mit einem starken und umfassenden Automatisierungs- und Smart-Manufacturing-Portfolio – das bedeutet, dass wir unseren Kunden Beratung, Betreuung und Unterstützung hinsichtlich ihrer kompletten Automatisierungsbedürfnisse bieten können und sowohl mit Blick auf Hardware wie auch auf Software alles aus einer Hand liefern können. Blicken wir aber auf den Markt, erkennt man schnell, dass der Fachkräftemangel eines der drängendsten Probleme der Zukunft sein wird. Kaum ein Unternehmen klagt nicht über Nachwuchsprobleme – während sich zugleich erfahrene Mitarbeiter in den Ruhestand verabschieden. Bis 2032 gehen Marktforscher im Bereich der kollaborativen Robotik von einem jährlichen Wachstum von 20 Prozent aus – und durch unsere D-Bots die entwickelt und produziert in Europe sind, schaffen wir für ebendiesen Markt ein Angebot, dass sich in unser bestehendes Smart-Manufacturing-Portfolio eingliedert. Für unsere Kunden werden wir dementsprechend als Lösungsanbieter noch interessanter – und das bisherige Interesse an unseren neuen Cobots gibt uns hier auch Recht.

IEN D-A-CH: Welches Spektrum an Aufgaben kann die neue Serie abdecken? Gibt es besondere Einsatzgebiete und Industriebereiche, für die sie besonders geeignet sind?
Mayer-Rosa:
Wir zielen mit den Cobots auf Kunden in Industrien und Branchen wie der Automobilindustrie, der Elektronikbranche aber auch in Richtung Logistik ab. Die D-Bots sind nicht nur für die Maschinenbestückung geeignet, sondern auch für den Einsatz in Montage, Verpackung und Materialhandling, was sie ideal für den klassischen End-User mit einem Maschinenpark macht. Ein Vorteil ist hierbei auch die Zertifizierung mit der Schutzklasse IP66, die den Einsatz in Industrien ermöglicht, in denen es auch mal etwas rauer zugehen kann und eine Reinigung mit Dampfstrahler nötig wird.

Dabei sind unsere Cobots sowohl für die Zusammenarbeit zwischen Menschen und Robotik, als auch für den Einsatz in Anwendungsbereichen die eine hohe Präzision und Wiederholbarkeit erfordern, konzipiert – und dies schließt auch die Zusammenarbeit zwischen mehreren Cobots ein. Mit den D-Bots können wir jetzt eine umfassendere Auswahl an Lösungen anbieten, die individuellen Anforderungen gerecht werden. Dementsprechend schaffen wir für unsere Kunden ein immenses Potenzial für Synergien und stellen ihnen durch unser gesamtes Produktportfolio eine umfassende Automatisierungsstrategie hin zu einer zukunftsfähigen Smart Factory zur Verfügung.

IEN D-A-CH: Delta Electronics ist bekannt für sein besonderes Engagement beim Thema Energieeffizienz. Inwiefern gilt das auch für die neue Cobot Serie?
Mayer-Rosa:
Unser Ziel als Unternehmen ist es, uns bei neuen Produkten für einen möglichst ressourcenschonenden und energieeffizienten Ansatz zu entscheiden. Deshalb haben wir uns auch bei der Entwicklung der D-Bot Serie orientiert und greifen bei der Produktion sowie bei den verwendeten Materialen auf möglichst nachhaltige Bezugsquellen zurück. Ein Beispiel ist die Integration eines herkömmlichen Tablets als zentrale Steuerungseinheit und handliches HMI, dass zu unserem Cobot-Paket gehört. Hierbei ist es wichtig, das Gesamtbild zu betrachten: Unsere Cobots sind integraler Bestandteil des ganzheitlichen Automatisierungsportfolios von Delta und operieren daher in einem nachhaltigen und effizienten Produktumfeld.

IEN D-A-CH: Wenn Sie einen Blick in die Zukunft werfen, welche Entwicklungen erwarten Sie für die kollaborative Robotik, z.B. bei Lastbereichen oder Reichweiten?
Mayer-Rosa: 
Auch wenn unsere Vorstellung und Markteinführung unserer D-Bots erst vor wenigen Monaten stattfand, knüpfen wir selbstverständlich an diesem Momentum an und sind bereits dabei die nächste Generation an Cobots zu entwickeln, um neue Maßstäbe zu setzen. Während ich dazu natürlich noch nicht zu viel verraten möchte, um die Spannung aufrecht zu erhalten, lohnt sich ein Blick auf die allgemeine Entwicklung der kollaborativen Robotik aber allemal: Der Markt wird in Zukunft kontinuierlich expandieren, vor allem mit der Integration von KI. Daher ist es umso wichtiger, dass man sich bereits heute der Möglichkeiten dieser Technologie bewusst wird.

Blicken wir beispielsweise auf die von Ihnen gewählten Bereiche der Traglast und der Reichweiten, dann sind wir mit unseren Cobots bereits an einer sehr umfangreichen Marktabdeckung angelangt. Insbesondere mit Blick auf die Reichweite drängt sich allerdings eine Frage auf: Wenn Cobots bereits als neue Kollegen innerhalb der Fertigung angesehen werden sollten, warum sollten sie dann nicht auch ebenso flexibel und mobil unterwegs sein können, wie reguläre Mitarbeitende. Der Einsatz von AMRs wird in vielen Unternehmen in Zukunft zum Alltag gehören – und es ist nicht schwierig sich vorzustellen, dass hierbei auch eine Kombination mit kollaborativen Robotern künftig eine gewinnbringende Lösung darstellen könnte. Wir beschäftigen uns jetzt schon mit dem Thema Digitaler Zwilling in der Fertigung, wo alle Arten von Robotik zum Einsatz kommen werden. 

IEN D-A-CH: Wir danken Ihnen für das Gespräch.