"Mehr produzieren mit weniger" - im Maschinenbau ist dies bereits seit Jahrzehnten Leitmotiv und Selbstverständlichkeit für viele Unternehmen. "Als Lieferant nachhaltiger Technologien nehmen wir eine absolute Schlüsselstellung bei der Ressourceneffizienz ein", betonte VDMA-Präsident Dr. Thomas Lindner anlässlich des Europapolitischen Empfangs des VDMA und der Deutschen Messe auf der Hannover Messe 2013.
Die vor zwei Jahren initiierte Blue Competence Kampagne des VDMA sei ein Beispiel hierfür. Lindner stellte die Frage, mit welchen politischen Instrumenten wir es schaffen, ökonomische Effizienz und Ressourcenschonung effektiv miteinander zu verbinden? Lindner mahnte Außenmaß und Feingefühl an. "Die regulatorische Holzhammermethode wird hier nicht zum Ziel führen", so der VDMA-Präsident.
Regulatorische Holzhammermethode vermeiden
"Im Maschinenbau haben wir es mit 20.000 unterschiedlichen Produkten zu tun. Viele davon sind Einzelanfertigungen, die in enger Kooperation mit dem Kunden entwickelt werden." Alles über den regulatorischen Einheitskamm zu scheren, sei für den Investitionsgüterbereich keine Option, betonte Lindner. "Im Gegenteil, es ist sogar sehr gefährlich."
Es müsse verhindert werden, dass die "EU-Kommission über das Ziel hinaus schießt", so der VDMA-Präsident. "Detaillierte Vorgaben zur Art der verwendeten Materialien sowie des Anteils von recycelten Stoffen in einem Produkt sind ebenso kontraproduktiv und innovationsfeindlich wie die Vorgabe, eine Maschine so zu designen, dass der Elektromotor innerhalb von zwei Minuten ausbaubar sein muss."
VDMA plädiert für mehr Flexibilität
Anstatt auf starre Detailregelungen zu setzen, plädiere der VDMA für mehr Flexibilität. Die Ökodesignrichtlinie könnte hierfür sogar einen Rahmen darstellen. "Dazu müsste der europäische Gesetzgeber sich allerdings ähnlich wie in der Maschinenrichtlinie und anderen Sicherheitsrichtlinien auf die Festlegung allgemeiner Anforderungen beschränken", forderte Lindner.
Wachsende Weltbevölkerung muss Umgang mit Ressourcen verändern
"Die kommenden Jahrzehnte werden große, neue Herausforderungen für weltweites Konsum- und Produktionsverhalten mit sich bringen. Das Wachstum der Weltbevölkerung auf neun Milliarden Menschen, kombiniert mit dem Nachholbedarf der in Entwicklungsländern lebenden Mehrheit der Weltbevölkerung, wird zu einem sehr viel sorgfältigeren Umgang mit den natürlichen Ressourcen unseres Planeten Erde zwingen. Luftverschmutzung, Bodenerosion und Versiegelung, Trinkwassermangel, fortschreitender Verlust an Biodiversität und der Klimawandel sind einige der Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Wachsender Konsum in den Schwellenländern wird den Druck erhöhen, uns auch sehr viel intensiver um Abfall zu kümmern. Wir werden von der Wegwerfgesellschaft zur Kreislaufwirtschaft mutieren müssen. Dies stellt auch die Politik vor die Aufgabe, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, bietet dann aber gerade auch europäischen Unternehmen neue Wachstumschancen durch innovative Ingenieursleistungen und Dienstleistungen. Wir brauchen besseres Wissen über die Toxizität der eingesetzten Substanzen, wir brauchen Produkte, die für Wiederverwendung in stofflicher oder energetischer Form entworfen sind, wir brauchen neue Lösungen für unseren Energiebedarf sowie zum Erhalt mobiler Gesellschaften. Wir brauchen neue Konzepte für städtisches Leben, ebenso wie wir Lebensqualität für ländliche Gebiete verbessern müssen. Europa stellt sich diesen Herausforderungen und hat in vielen Bereichen eine Vorreiterrolle. Wir brauchen mehr Nachhaltigkeit, auch gerade in unserem Finanzdienst-leistungssektor, nicht auf Kosten unserer Wettbewerbsfähigkeit, sondern als Chance für mittel- und langfristiges Wachstum unserer Gesellschaft, zur Sicherung unserer Arbeitsplätze und unserer Einkommen", erklärte Kurt Falkenberg, Generaldirektor GD Umwelt der Europäischen Kommission auf dem Europapolitischen Empfang des VDMA und der Deutschen Messe.
Europa muss Führungsrolle übernehmen
"Wir können uns einen Ressourcenverbrauch in dem bisherigen Umfang nicht mehr leisten. Daher muss Europa seine Führungsrolle im Wettbewerb um die Entwicklung neuer und vor allem umweltfreundlicher Verfahren und Technologien weiter ausbauen - ohne einen Abbau der Industrie in Deutschland", betonte Matthias Groote, MdEP-SPD und Vorsitzender des Umweltausschusses im Europäischen Parlaments auf der Veranstaltung.