IEN D-A-CH: Die Mehrzahl unserer Leser wird den Firmennamen Kübler, wahrscheinlich vor allem mit Drehgebern in Verbindung bringen. Das ist kein Fehler, aber auch nicht die ganze Wahrheit. In welchen Bereichen ist Kübler noch unterwegs?
Moosmann: Grundsätzlich gibt es bei Kübler vier Produktbereiche. Das sind die Positions- und Bewegungssensorik, Funktionale Sicherheitstechnik, Übertragungstechnik und als letzter Bereich die Zähler und Prozessgeräte.
Die Positions- und Bewegungssensorik gliedert sich wiederum in drei Bereiche auf, rotative und lineare Messsysteme, sowie die Neigungssensoren. Ein besonders an Bedeutung gewinnender Teil des Portfolios ist die funktionale Sicherheitstechnik. Hier hat Kübler neben zahlreichen SIL3-zertifizierte Sensoren auch die passenden Sicherheitsmodule im Angebot. Im Bereich der Übertragungstechnik sind neben der Anschlusstechnik besonders die Schleifringe hervorzuheben, für die Kübler sehr stark in Technologie- und Produktions-Know-how investiert hat. Groß geworden ist Kübler in den achtziger und neunziger Jahren mit Zählern und Prozessgeräten. Diese sind noch heute ein wichtiger Bestandteil des Portfolios.
IEN D-A-CH: Zum Thema lineare Messtechnik: Welche Bereiche decken Sie mit Ihrem Portfolio ab?
Moosmann: Das Portfolio von Kübler gliedert sich hier wiederum in vier Technologiebereiche auf. Dies sind Seilzugsensoren, magnetische Messsysteme, die Schachtkopierung und Längenmess-Sets. Jedes Produkt bzw. jede Technologie findet ihren Einsatz am Markt. Seilzugsensoren sind hierbei sehr einfach und flexibel zu montieren und sind mit allen Kübler-Drehgebern und den damit verbundenen Schnittstellen kombinierbar. Kübler differenziert hierbei zwischen Performance-, Robust-, Compact- und Base-Line. Anforderungen unserer Kunden sind hierbei von vielfältiger Natur. Für Anforderungen wie hohe Verfahrgeschwindigkeiten bis 10 m/s, sehr gute Linearitäten bis 0,02 %, maximale Kompaktheit bis hin zu integrierten Neigungssensoren, d.h. messen von Länge und Neigungswinkel in einem Gerät, bietet Kübler ganzheitliche Lösungen.
Für Kunden, die mit sehr schmutzigen Umgebungsbedingungen zu kämpfen haben oder eine sehr kompakte Sensorik benötigen, passen unsere magnetischen Messsysteme. Hier können Schutzarten bis IP69k realisiert werden. Je nach Anforderungen kann zwischen absoluten und inkrementalen Messsystemen ausgewählt werden.
Längenmess-Sets können kundenspezifisch zusammengestellt werden. Hierbei bietet Kübler eine große Auswahl an Messrädern. Über einen Federarm und den passenden Drehgeber können diese ganz einfach an die jeweilige Applikationsanforderungen angepasst werden. Speziell für die Aufzugstechnik hat Kübler eine SIL3-zertifizierte Schachtkopierung entwickelt. Hierbei geht es um die Positionierung der Aufzugskabine mittels einem absoluten Messsystem, welches die Kabinenposition direkt, d.h. 100 % schlupffrei ermittelt.
IEN D-A-CH: In welche Branchen und Industriebereichen kommen die verschiedenen Produkte zum Einsatz?
Moosmann: Unser Produktportfolio ist vor allem auf unsere acht Kernbranchen ausgerichtet. Hier wollen wir auf spezifische Segmente herunter gebrochen zu den Markt- und Technologieführern in der jeweiligen Branche gehören. Unser Ziel ist es Kunden mit ganzheitlichen Lösungen d.h. einer breiten Produktpalette zu begeistern.
Seilzugsensoren finden ihren Einsatz oft im Bereich der Mobilen Automation wie z.B. für die Überwachung der Abstützung oder der Positionserfassung des Teleskoparms in Mobilkränen. Durch die einfache und flexible Anbindung in der Applikation, haben Seilzugsensoren jedoch ein vielfältiges Einsatzgebiet, welches von der Medizintechnik bis hin zur Intralogistik führt.
Magnetische Messsysteme werden neben der Solarbranche vor allem auch im Bereich der Holz- und Glasindustrie eingesetzt. Hier geht es vor allem um die Positionserfassung in Bearbeitungsmaschinen. Die Schachtkopierung wiederum ist spezifisch für die Anforderungen der Aufzugstechnik entwickelt worden.
Für einzelne Segmente in einer Industrie wie bspw. Mobilkranen und Fahrerlose Transportsysteme hat es sich Kübler auf die Fahne geschrieben verschiedene Sensorik zu liefern d.h. alles aus einer Hand vom Drehgeber über den Seilzug bis hin zum Neigungssensor.
IEN D-A-CH: Was sind die Trends in den einzelnen Bereichen? Auf welche besonderen Anforderungen müssen Sie eingehen?
Moosmann: Speziell im Bereich der mobilen Automation ist die Anforderung an die Produkte sehr vielfältig. Neben Robustheit und Kompaktheit haben wir auch immer höherer Anforderungen an die Sicherheitstechnik. Dies können wir als branchenübergreifenden Markttrend bezeichnen. Egal ob in der Intralogistik, der Antriebs- oder auch der Aufzugstechnik. SIL3-zertifizierte Messsysteme gewinnen mehr und mehr an Bedeutung.
Im Bereich der Seilzugsensoren haben wir neben redundant ausgelegter Sensorik auch Lösungen entwickelt um zwei Messverfahren in eine Sensorik zu packen. Hier bieten wir beispielsweise einen Seilzug mit integriertem Neigungssensor um sowohl die Länge, als auch den Neigewinkel redundant zu messen.
IEN D-A-CH: Was können Sie den potentiellen Kunden anbieten, deren Bedürfnisse Sie trotz des umfangreichen Angebots nicht erfüllen können?
Moosmann: Die Realisierung von kundenspezifischen Varianten zählt zu unseren absoluten Stärken. Da meist die Anlage nicht um unsere Sensorik, sondern die Sensorik in die Anlage designt wird, gehört es zu unserer Kernkompetenz die Produkte auf applikationsspezifische Anforderungen anzupassen. Hierbei greifen wir auf eine große Auswahl an Plattformprodukten zurück. Unser weltweit agierendes Team aus Applikationsingenieuren unterstützt hierbei den Kunden von der Spezifizierung bis hin zur Implementierung der Sensorik.
Neben kundenspezifischen Produktanpassungen sind auch Kundenprojekte aus denen Plattformprodukte entstehen bei Kübler keine Seltenheit. Hier fokussieren wir uns jedoch auf Lösungen, die zu unseren Kernbranchen bzw. den darin definierten Segmenten passen.
IEN D-A-CH: Welche anderen Produktbereiche der linearen Messtechnik hat Kübler noch im Programm?
Moosmann: Eine wichtige Kernbranche ist neben der Antriebstechnik auch die Aufzugstechnik. Hier hat Kübler neben Lösungen für den Antrieb nun auch ein innovatives Produktprogramm für die Kabinenpositionierung die sogenannte Schachtkopierung. Neben dem SIL3-zertifizierten Sensor Ants LES bieten wir auch die Möglichkeit über unser Safe-System bestehend aus Sensor und passender Auswerteeinheit, die absoluten Positionswerte der Aufzugskabine sicher auszuwerten um die in der neuen Aufzugsrichtlinie EN81-20/21/50 definierten Aufzugs- und Sicherheitsfunktionen zu realisieren. Hierbei können absolute Positionen auf einer Messlänge von bis zu 392 m mit einer Auflösung von 0,5 mm sicher erfasst werden.
IEN D-A-CH: Wir danken Ihnen für das Gespräch!