IEN D-A-CH: Was sind die Schwerpunkte der Sensor+Test 2016?
Holger Bödeker: Im Fokus der Sensor+Test 2016 steht zuallererst natürlich das diesjährige Sonderthema "Messtechnik in der Cloud". Der Ausstellerbeirat hat diesen Schwerpunkt ganz bewusst gesetzt, um einem wichtigen, bisher leider aber viel zu wenig beachteten Aspekt des aktuellen Hype-Themas Industrie 4.0 Nachdruck zu verleihen. Während sehr viel darüber diskutiert wird, welche Vorteile die intensive Digitalisierung und Vernetzung der gesamten Industrie haben wird, bleibt die Herkunft der Daten, aus deren umfassender Verfügbarkeit und Analyse der Mehrwert entstehen soll, oft im Hintergrund. Ohne sicher ermittelte und kontrolliert analysierte Daten aus Sensoren und Messsystemen wären die industriellen Netzwerke der Zukunft jedoch inhaltsleer und ihr Nutzen nicht vorhanden. Was unsere Branche dafür leistet, dass alle benötigten Informationen mit höchstmöglicher Sicherheit jederzeit und überall verfügbar sind, dass wird die Sensor+Test 2016 rund um das Sonderthema "Messtechnik in der Cloud" zeigen. Die Spanne reicht dabei von vielfältigen Sensoren und Messzellen, die mit leistungsfähigen Netzwerkschnittstellen einen bedeutenden Teil des Internet of Things darstellen bis hin zu kompletten Prüfsystemen, die dank integrierter Cloud wertvolle Innovationen für ihre Nutzer bereithalten. Neben diesem speziellen Schwerpunkt zeichnen sich im bisher sichtbaren Innovationsangebot der Aussteller in diesem Jahr zwei weitere besonders stark besetzte Themen ab. Zum einen ist dies die Analyse von Gasen und Fluiden. Eine Vielzahl neuer Sensoren und Messsysteme widmet sich hier der Ermittlung von Umgebungs- und Prozessbedingungen für unterschiedliche Anwendungsfälle von der Gebäudeautomatisierung bis zur chemischen Industrie. Der zweite starke Bereich ist die Schwingungsmesstechnik. Vom Sensor bis zum Diagnosesystem geht es dabei vor allem um die Zustandsüberwachung an Maschinen und Komponenten. Auch hier sind die Anwendungen sehr vielfältig, Antriebstechnik, mobile Maschinen oder Windenergie sind nur einige Beispiele.
IEN D-A-CH: Wie entwickeln sich die Anzahl und Struktur der Aussteller im Vergleich zu den Vorjahren?
Bödeker: Das Jahr 2016 stellt für die Sensor+Test eine Zäsur dar. Zum einen zieht die Messe in neue Hallen auf dem Nürnberger Gelände, zum anderen hat der Ausstellerbeirat sich entschlossen, die bisherige Trennung in die Bereiche Sensorik und Messtechnik aufzuheben. Die meisten unserer Aussteller fühlen sich schon seit längerem in beiden Bereichen heimisch, bieten Sensoren sowie Messtechnik an und haben sich und uns immer wieder gefragt, in welchen Ausstellungsbereich sie denn am besten platziert sein sollten. Das ist nun Geschichte und die homogenere Struktur bietet auch unseren Besuchern eine verbesserte Übersicht mit noch kürzeren Wegen. Die Anzahl der Aussteller entwickelt sich zurzeit positiv, wir liegen aktuell gut über den Werten der Vorjahre. Dennoch ist eine zunehmende Verunsicherung über die gesamtwirtschaftliche Entwicklung schon spürbar. Und während in den vergangenen Jahren eher die internationalen Aussteller für Dynamik sorgten, sehen wir in diesem Jahr eine deutlich positivere Entwicklung bei den einheimischen Messeteilnehmern.
IEN D-A-CH: Spürt man bei den Anmeldungen das langsamere Wirtschaftswachstum Chinas, kommen etwa weniger Aussteller aus dem Reich der Mitte?
Bödeker: Ja, dass sich in China etwas bewegt, schlägt auch bis zu uns durch. Wir spüren deutliches Zögern bei unseren dortigen Kunden und manche haben bereits definitiv abgesagt. Das mag auch daran liegen, dass chinesische Unternehmen für die Erschließung überseeischer Märkte bisher auf Unterstützungsprogramme zurückgreifen konnten, die es jetzt nicht mehr in gleichem Umfang zu geben scheint. Das macht sich natürlich bei den Buchungen bemerkbar. Wir sind aber nach wie vor zuversichtlich, durch intensivierte Ansprache neuer Zielgruppen in China die Zahl der von dort kommenden Aussteller zumindest konstant halten zu können. Da wir eine gestiegene Zurückhaltung aber auch bei Ausstellern aus anderen Ländern, wie zum Beispiel den USA, sehen, würde ich die von Ihnen angesprochene Problematik jedoch nicht auf China und die dortige Wirtschaftsentwicklung alleine beschränken wollen.
IEN D-A-CH: Sie haben in Nürnberg erstmals die Hallen 1, 2 und 5 für die Ausstellung gebucht. Was sind die Vorzüge?
Bödeker: Zunächst einmal bieten die neuen Hallen deutlich mehr Platz. Viele unserer Aussteller haben seit Jahren Erweiterungswünsche an uns herangetragen, die wir mit dem Umzug erfüllen konnten. Die Halle zwei steht dabei exklusiv den Ausstellern der European Telemetry and Test Conference zur Verfügung, denen wir damit ebenfalls eine Plattform mit Wachstumsmöglichkeiten zur Verfügung stellen können. Ein ganz besonders wichtiger Vorteil ist auch, dass die Hallen 1 und 5 über die Messeeingänge Mitte und Ost direkt erreichbar sind. Damit werden die Wege für unsere Besucher kürzer und einfacher, ganz gleich ob sie per U-Bahn oder Auto anreisen. Wir freuen uns in jedem Fall jetzt schon auf den Start in der neuen Heimat der Sensorik, Mess- und Prüftechnik.
IEN D-A-CH: Herr Bödecker, vielen Dank für das Gespräch.