TR: Die Messen, die bisher in diesem Jahr stattgefunden haben, spiegelten eindeutig den wirtschaftlichen Aufschwung wider. Was erwarten Sie dahin gehend von der bevorstehenden Sensor+Test?
Bödeker: Die Sensor+Test hat bereits jetzt, einen Monat vor ihrem Start, die Werte der letzten drei Jahre überflügelt. Sie spiegelt damit den Aufschwung der gesamten Sensor- und Messtechnik-Branche wider. Da viele Unternehmen die schwere Zeit genutzt haben, um verstärkt zu entwickeln, dürfen wir auf der diesjährigen Messe noch einige Innovationen mehr erwarten, als im Normalbetrieb.
TR: In der Januarumfrage des AMA Fachverbandes schlossen Sie auf ein Rekordjahr für die Sensor- und Messtechnik. Dr. Simmons, der Geschäftsführer Ihres Verbandes, ging damals von einem Wachstum um die 26 Prozent aus. Gut drei Monate weiter: Hat sich dieser Eindruck verfestigt?
Bödeker: Auch wenn noch keine neuen Zahlen vorliegen, hat sich dieser Eindruck dank vieler positiver Rückmeldungen aus den Unternehmen verfestigt. Die Branche ist auf ihren steilen Wachstumspfad der Jahre vor 2008 zurückgekehrt. Die Erholung aus der Krise verlief dabei ebenso rasch, wie der Einbruch zuvor.
TR: Sind Sie mit dem gegenwärtigen Anmeldestand zufrieden? Wie viele Aussteller erwarten Sie in diesem Jahr in Nürnberg?
Bödeker: Nach den beiden hinter uns liegenden Jahren ist der Aufwärtstrend bei den Anmeldungen erfreulich. Allerdings sind viele unserer kleinen und mittleren Unternehmen jetzt bereits wieder an ihrer Auslastungsgrenze angelangt, was ihre Teilnahmebereitschaft mindert. Nach heutigem Stand werden etwa 580 Aussteller an der diesjährigen Messe teilnehmen.
TR: Das Motto der Sensor+Test 2011 lautet „easy to use“. Was steckt hinter diesem Slogan?
Bödeker: Zunächst die Überzeugung des Ausstellerbeirats, dass trotz immer komplexer werdender Aufgaben und immer mehr Messstellen der Aufwand für Integration, Installation und Bedienung verringert werden muss. Im Mittelpunkt der Entwicklungen steht hierbei keine spezielle Technologie oder Anwendung, sondern der ganz konkrete Kundennutzen. Die Anpassung an die individuellen Anforderungen des Benutzers, die Inbetriebnahme und der Betrieb müssen künftig noch einfacher, schneller und günstiger realisierbar werden. Wie weit unsere Aussteller dabei bereits gekommen sind und was Anwender zukünftig erwarten dürfen, darüber informiert das Schwerpunktthema „easy to use“.
TR: Gibt es besondere Highlights, die die Besucher in Nürnberg erwarten? Was sind die gegenwärtigen Trends in der Sensor- und Messtechnik-Branche?
Bödeker: Einen Megatrend haben wir in der vorherigen Frage bereits aufgegriffen. Zum Schwerpunktthema „easy to use“ wird es einen Sonderstand in Halle 12, kostenlose Vorträge in den Foren und eine Guided Tour zu allen Ausstellern, die Lösungen zum Thema zeigen, geben. Daneben gibt es zwei Aktionsflächen, auf denen Sensoren, Mess- und Prüfsysteme im realen Einsatz gezeigt werden, es werden instrumentierte Fahrzeuge auf dem Messegelände unterwegs sein und eine große Auswahl kostenloser Vorträge erwartet die Messebesucher in zwei Foren. Auch wenn es kein Trend ist, der nur unsere Branche betrifft: Das Thema Nachwuchswerbung wird auf der Sensor+Test 2011 wieder deutlich größer geschrieben, als in den vergangenen Jahren. Mit gezielten Einladungen an Ingenieurstudenten, einer umfangreichen Jobbörse und Vorträgen zur Karriereplanung ist die Messe sowohl für interessierte Bewerber als für suchende Unternehmen eine ideale Plattform zur Kontaktaufnahme. Die Spitze des Informationsangebots bilden die drei Sensor+Test Kongresse. Mit ihrem ebenso breiten wie hochklassigen internationalen Programm stehen sie in der ersten Reihe der wissenschaftlichen Tagungen weltweit. Hier gibt es jetzt bereits die Entwicklungen zu sehen, die in den kommenden Jahren für Innovationen im Markt sorgen werden. Ein absoluter Geheimtipp für alle, die heute schon wissen wollen, was übermorgen Trend ist.
TR: Herr Bödeker, Sie betonten kürzlich, die bloße Größe sei weniger entscheidend für den Erfolg der Messe als vielmehr die Qualität der Gespräche zwischen Ausstellern und Besuchern. Auf der anderen Seite will der AMA Fachverband zunehmend an Technik interessierte Privatleute für die Sensorik begeistern. Sehen Sie da nicht einen Widerspruch? Vor allem, wenn man bedenkt, dass sich viele Aussteller auf anderen Messen gerade über jene Tage besonders beklagen, an denen zu viele Schüler, Studenten und Privatleute die Messegelände frequentieren?
Bödeker: Die Aufgaben des AMA Fachverbandes sind vielfältig, unsere Messe ist dabei zwar ein wichtiger, aber nicht der einzige Aspekt. Da die enorme Bedeutung der Querschnittstechnologien Sensorik und Messtechnik für alle Bereiche unseres täglichen Lebens noch viel zu wenig gewürdigt wird, setzt der AMA Fachverband hier auf mehr Wahrnehmung in allen Schichten der Bevölkerung. Die Sensor+Test hat jedoch andere Aufgaben. Sie bietet hochqualifizierten Experten die Möglichkeit zu einem effizienten und persönlichen Innovationsdialog. Damit sich die Anwender und Anbieter voll auf die Erarbeitung von Lösungen für die Aufgaben der Zukunft konzentrieren können, bleibt sie heute und in Zukunft den Fachbesuchern vorbehalten. Dazu zählen aus unserer Sicht auch Studenten, die eine Berufskarriere in unserer Branche planen. Als Experten der Zukunft sind sie uns und den Ausstellern herzlich willkommen.
TR: Ein wichtiger Bestandteil einer jeden Sensor+Test ist der Sensor-Innovationspreis. Wie beurteilen Sie die Einreichungen in diesem Jahr, und um welche Anwendungen handelt es sich?
Bödeker: Zunächst ist es sehr erfreulich, dass auch in diesem Jahr die Zahl der Einreichungen das hohe Niveau der Vorjahre gehalten hat. Für die fachliche Beurteilung ist eine hochkarätige Jury, geleitet vom Vorsitzenden des AMA Wissenschaftsrates, Professor Andreas Schütze, zuständig. Als Messeveranstalter interessiert mich vor allem, welche neuen Anwendungsbereiche diese innovativen Technologien in den nächsten Jahren erschließen werden. Wie groß dieses Zukunftspotenzial ist, das belegen bereits die drei nominierten Einreichungen. Neben einem neuen Sensorverfahren mit Potenzial besonders für die Qualitätsüberwachung in der Automobilproduktion ist darunter auch ein auf die Haut aufklebbares Messgerät zur Diagnose chronischer Nierenfunktionsstörungen sowie ein Sensor für die Messung des Zelldrucks in den Blättern von Pflanzen. Insbesondere die beiden Letzteren zeigen uns, dass es noch weite Bereiche des menschlichen Lebens gibt, in denen Sensoren, Mess- und Prüfsysteme viel Gutes tun können. Krankheiten zu entdecken, bevor sie die Lebensqualität der Betroffenen einschränken, oder die optimale Steuerung der Bewässerung von Pflanzen und damit die Schonung der wichtigen Ressource Wasser sind zwei hervorragende Beispiele für die enorme Innovationskraft unserer Branche. Sie zeigen aber auch, wie vielfältig die Anwendungen sind, für die es auf der Sensor+Test schon heute Experten gibt. Wir laden die Fachbesucher deshalb herzlich zum Innovationsdialog ein. Sichern Sie sich diese Beratungskompetenz und dieses Wissen für Ihre Zukunft!
TR: Herr Bödeker, vielen Dank für dieses Gespräch.
"Sensor+Test spiegelt den Aufschwung der Branche wider"
Interview Holger Bödeker, Geschäftsführer der AMA Service GmbH
- von AMA Fachverband Für Sensorik
- Mai 24, 2011
- 10782 views