TR: In diesem Jahr findet die Motek zum 30. Mal statt. Wie sind die Vorzeichen für diese Jubiläums-Messe?
Paul E. Schall: Mit einem Wort: Hervorragend! Die Wirtschaft hat sich wieder gefangen, der Zwang zur Sicherstellung der Wettbewerbskraft bleibt bestehen, was den Hersteller von Produkten und Systemlösungen für die Produktions- und Montage-Automatisierung anhaltend gute Geschäfte und Wachstum garantiert, und mit rund 1000 Ausstellern aus aller Welt präsentieren wir auf über 60.000 m² Bruttoausstellungsflächen als einzige Fachveranstaltung das umfassende Angebot an Technologien, Verfahren, Produkten, Baugruppen, Teilsystemen und Komplettlösungen für die Produktions- und Montageautomatisierung - mehr kann man gar nicht wollen.
TR: Gibt es anlässlich des runden Geburtstags Besonderheiten im Ausstellungsbereich? Was würden Sie als Highlights der diesjährigen Messe herausstellen?
Paul E. Schall: Neben den bewährten und natürlich aktualisierten Themenparks und Sonderschauen wären sicher die neuen Bereiche Medical Technology Network und die Sonderschau Mikrosystem- und Nanotechnik sowie die zum zweiten Mal veranstaltete Arena of Innovations AoI hervorzuheben. Außerdem macht sich, bezüglich der Montage von Mechatronik- und Mikrotechnik-Produkten, bemerkbar, dass mehr und mehr Anbieter dieses zukunftsträchtige Feld besetzen wollen und sich mit entsprechender Technik schon jetzt als Lösungspartner ins Gespräch bringen.
TR: Haben Sie aufgrund der Euro-Krise eine Stimmungseintrübung bei den Ausstellern feststellen können?
Paul E. Schall: Nein, eigentlich gar nicht. Denn selbst die früher hinsichtlich Internationalisierung des Geschäfts eher zurückhaltenden Mittelständler haben längst erkannt, dass die Musik weltweit und nicht nur um die Haustüre herum spielt, und sei das Potenzial hier noch so groß. Die guten Geschäfte in Asien und Europa sowie gerade auch im Heimmarkt kompensieren manche Eurozonen-Nachteile. Allerdings haben unsere Schweizer Aussteller im Augenblick doch sehr zu kämpfen, weil der Höhenflug des Franken für die exportorientierte Schweizer Wirtschaft vor allem im Euroraum sehr hinderlich bis fast schon existenzgefährdend ist.
TR: Gibt es zwischen den parallel stattfindenden Messen Motek und Bondexpo gegenseitige Befruchtungseffekte hinsichtlich der Besucher?
Paul E. Schall: Ja natürlich, und die Synergien für die Fachbesucher muss man auch gar nicht erst herbeireden. Denn die moderne Füge- und Verbindungstechnik durch Kleben, Vergießen, Schäumen und Dichten ist ohne automatisierte Applikations-Systeme gar nicht zu machen. Dies betrifft sowohl die Reproduzierbarkeit der Dosierung, und damit der Materialeffizienz, als auch die Verbindungsqualität. Vor allem im Bereich des Leichtbaus und der Miniaturisierung der Baugruppen und Geräte, bei gleichzeitig stark zunehmender Funktionsintegration, sind teil- bis vollautomatisierte Klebetechnik- und Fügeverbindungslösungen unerlässlich. Deshalb freuen wir uns zusammen mit den Fachbesuchern auf erstmals über 100 BONDexpo-Aussteller, denen im Zeichen der Material- und Energieeffizienz wohl eine goldene Zukunft bevorsteht.
TR: Im Rahmen des Medical Technology Network präsentieren einige Motek-Aussteller ihre Produkte und Leistungen für die Medizintechnik. Kam die Anregung zur Etablierung dieses Netzwerkes aus den Reihen der Aussteller, und was erwarten Sie sich hiervon?
Paul E. Schall: Wir wollen uns hier nicht mit fremden Federn schmücken. Die Idee dazu ging vom Fachmagazin Device Med aus. Mit dem Medical Technology Network soll innerhalb der Welt-Leitmesse Motek eine Plattform geschaffen werden, die als Branchentreff die OEMs und Zulieferer aus der Medizintechnik mit Fachbesuchern und Ausstellern der Motek und der BONDexpo zusammenbringt. Das ist eine der zentralen Aufgaben im Messewesen und entspricht voll und ganz unserer Philosophie: Schall macht Messen für Märkte. Die Medizintechnik ist schon einer und wird noch ein ganz großer werden, und für unsere Aussteller sowie Fachbesucher wollen wir hiermit den Weg in die nahe Zukunft bereiten
TR: Was erwarten Sie persönlich von der 30. Motek?
Paul E. Schall: Mal abgesehen davon, dass wir über die Jahre eine von der Branche anerkannte Welt-Leitmesse entwickeln konnten, freuen wir uns am allermeisten, wenn unsere Aussteller gute und nachhaltige Geschäfte machen können. Wir freuen uns auch, wenn wir die Fachbesucherzahl 30.000 knacken können, sofern die Qualität sprich: bei vielen Fachbesuchern aus Nah und Fern die Befugnis zur Entscheidung über Investitionen, vorhanden ist. Des Weiteren haben wir bezüglich der Aussteller mit über 20 teilnehmenden Nationen einen sehr guten Stand erreicht und rechnen bei den Fachbesuchern mit Teilnehmern aus über 80 Ländern.
TR: Herr Schall, herzlichen Dank für das Interview und eine erfolgreiche Messe.