TR: Herr Dr. Adolphs, wie war das Geschäftsjahr 2010 für den Unternehmensbereich Fabrikautomation bei Pepperl+Fuchs?
Adolphs: Wir blicken auf ein außerordentlich erfolgreiches Jahr 2010 zurück. Nachdem insbesondere der Geschäftsbereich Fabrikautomation in 2009 von der Krise erwischt wurde, haben wir in den letzten Monaten einen rasanten Zuwachs erlebt, das uns per Ende des Jahres deutlich über das Vorkrisenniveau getragen hat. TR: Gibt es Produktbereiche, die sich besonders gut entwickelt haben?
Adolphs: Grundsätzlich haben alle Bereiche gleichermaßen vom Aufschwung profitiert. Hier gibt es nur marginale Unterschiede zwischen den Produktbereichen. Regional geht der Aufschwung primär von Deutschland und den großen Staaten in Asien aus. Durch unsere langjährige Präsenz in diesen Märkten ist es uns gelungen, dort phantastische Steigerungen zu realisieren. TR: Vor rund einem Jahr haben Sie das Näherungsschalter-Geschäft von Siemens übernommen. Was haben diese Näherungsschalter, das die Pepperl+Fuchs-Sensoren nicht hatten?
Adolphs: Über ihre große Vertriebsorganisation hatte Siemens interessante Marktanteile für Näherungsschalter und insbesondere Ultraschallsensorik gewonnen, die für uns erhebliche synergetische Effekte haben. Hinzu kommt insbesondere im Bereich Ultraschall eine Anzahl von Baureihen, die unser Produktspektrum ergänzen und keine Überschneidung darstellen. Im neu hinzugewonnenen Mitarbeiter-Team gab es zudem eine Menge Erfahrung und Talente, die wir inzwischen erfolgreich in die Pepperl+Fuchs-Gruppe integriert haben. TR: Worin sehen Sie den Kundennutzen hinsichtlich der Übernahme, und welche Impulse gibt diese in Bezug auf die Weiterentwicklung des Produktportfolios?
Adolphs: Der Kunde wird jetzt von einem mittelständischen Sensorikspezialisten betreut, und wir haben die Chance, neue Bedarfe und Innovationspotenziale gemeinsam mit dem Kunden direkt zu erschließen. Im Ultraschallbereich verdoppeln wir unsere Umsätze und Entwicklungsteams und haben so eine geschäftliche Grundlage, auf der wir sehr viel breitere Innovationsstrategien aufsetzen können. TR: Gab es im Jahr Eins nach der Übernahme des Siemens-Portfolios Weiterentwicklungen auf diesem Gebiet durch Pepperl+Fuchs?
Adolphs: Die aktuellen Baureihen der Ultraschallsensorik wurden komplett überarbeitet und wir werden im Spätjahr 2011 innovativ überarbeitete Produkte vorstellen, die als Resultat der nun gemeinschaftlichen Bemühungen zu sehen sind. Dabei werden wir auch die Einführung von IO-Link als Standard-Schnittstelle für die Ultraschallsensorik vorantreiben. TR: Welche Vorteile bietet die Ultraschallsensorik, und für welche Applikation ist sie besonders geeignet?
Adolphs: Drei physikalische Eigenschaften sind zu nennen, wenn es um die Differenzierung gegenüber anderen Prinzipien geht. Zum einen handelt es sich grundsätzlich immer um abstandsmessende Sensoren. Des Weiteren ist Ultraschall besonders gut für die Messung auf beliebige Materialien geeignet und steht damit im krassen Gegensatz zum induktiven Sensor, der immer ein metallisches Target benötigt. Die dritte interessante Eigenschaft ist der relativ große Messfleck, der eine integrierende Messung ermöglicht und damit im Gegensatz zu eng fokussierten optischen Abstandsmessern auf Laserbasis steht. Aufgrund der vorgenannten Eigenschaften ist Ultraschall sehr häufig bei einfachen Füllstandsmessungen zu finden. Ob Wassertanks oder bei der Farbzuführung von Druckmaschinen, Ultraschall ist ein sehr preiswertes und zuverlässiges Messverfahren. Aufgrund der Robustheit und der Fähigkeit auf verschiedenste Materialien zu messen, ist Ultraschall aber auch im Bereich der fahrenden Arbeitsmaschinen sehr häufig zu finden. TR: Unter dem Motto „Messen statt Tasten“ gab es jüngst auch Innovationen im Bereich der Optosensorik. Welche sind dies und was zeichnet sie besonders aus?
Adolphs: Mit der sogenannten PRT (Puls-Ranging-Technologie) bringen wir die Puls-Laufzeit-Messung in die Lichtschranke. Mit dem VDM28 haben wir ein Produkt in den Markt gebracht, welches eine Reichweite von 15m hat und zum Preis einer hochwertigen Lichtschranke angeboten wird. Dabei erreicht es eine optimale Schwarz/Weiss-Differenz und ist prinzipiell auch multizielfähig. Wir sehen das als kleine Revolution im Bereich der Lichttaster an. TR: Können Sie uns bitte einen kurzen Einblick geben, welche Produktneuheiten die Besucher im Rahmen der Hannover Messe bei Pepperl+Fuchs sehen werden?
Adolphs: Auf unserem Messestand wollen wir unsere Sensortechnik erlebbar machen. Deshalb haben wir den Messestand unter das Motto „Play Industrial Automation“ gestellt und bieten an mehreren Exponaten das Experimentieren mit unseren Produkten an. Dabei soll der Besucher spielerisch die Möglichkeiten der PRT-Technology sowie die der Ultraschallsensorik erfahren. Solch eine unmittelbare Interaktivität kann eben nur der persönliche Besuch auf der Messe bieten, weshalb wir auf zahlreiche Besucher hoffen. TR: Wie lauten in naher und mittlerer Zukunft die Megathemen im Bereich Sensorik?
Adolphs: Für komplexere Sensorsysteme ist das Querschnittsthema sicher die Integration in übergeordnete Leitsysteme. Hier haben wir bis zum echten "plug + play" noch einige Aufgaben vor uns. Für Sensoren geringer Komplexität liegt die Herausforderung eher in der Anpassung an kundenspezifische Anforderungen. Generell haben alle sensorischen Verfahren - ob optisch, induktiv oder Ultraschall – noch ein riesiges Innovationspotenzial an neuen Phänomenen, Prinzipien und Auswertungen vor sich. Am deutlichsten wird das sicher in der Optoelektronik, wo nach unserer Auffassung nicht einmal 10 % der vorstellbaren Potenziale ausgeschöpft sind. TR: Herr Dr. Adolphs, vielen Dank für dieses Gespräch. Zahlen & Fakten Gegründet: 1945
Mitarbeiter: 3.700 weltweit
Stammsitz: Mannheim, Deutschland
Mehr als 30 Niederlassungen weltweit mit Produktionsstätten in Deutschland, USA, Singapur, Ungarn, China und Indien
Hauptproduktgruppen: Komponenten für die Fabrikautomation: induktive, kapazitive, photoelektrische und Ultraschall-Sensoren, Drehgeber, Identifizierungssysteme für Barcodes und Data Matrix Codes, Bildverarbeitungs-Sensoren Komponenten für die Prozessautomation: Interface-Module, Remote I/O Systeme, Feldbusinfrastruktur, Füllstandsmesstechnik, Bedienen & Beobachten, Produkte für explosionsgefährdete Bereiche, Stromversorgungen, Software
TR trifft Pepperl+Fuchs
Dr. Peter Adolphs, Geschäftsführer des Unternehmensbereiches Fabrikautomation
- von Pepperl+Fuchs SE
- März 17, 2011
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